Letzter Tag. Wolken gibt es hier nicht und die Sonne kann auch schon um 9:00 Uhr morgens eine Menge. Ich mache mich gemütlich fertig, checke schon mal ein und fang schon mal an zu packen. Dann gehe ich in Richtung Altstadt und komme an einem kleinen Markt vorbei.
Es ist ein Frischmarkt mit Gemüse, Fleisch und es gibt auch eine Bäckerei. Dort kaufe ich mir ein kleines Hörnchen, was mich aber bezüglich des Preises und des Gewichtes etwas überrascht. 1,60 für so ein kleines Stückchen, aber es ist ziemlich schwer.
Es besteht aus Nüssen(viele Nüssen!) und einer Füllung, die ein wenig nach Zimt schmeckt. Großartig! Sehr, sehr lecker. Die Kalorienmenge dürfte für den Tag ausreichen.
Wenig später komme ich zu einer riesigen Fußgängerzone. Die steht den anderen Fußgängerzonen in europäischen Großstädten um nichts nach. Sehr breite Wege führen vorbei an den bekannten Marken wie Dior, Footlocker H&M, Zara, Nespresso und andere lokale Modemarken. Hier kann man alles kaufen, was gut und teuer ist.
Direkt an der Fußgängerzone ist dann auch der Platz der Republik mit einem imposanten Reiterdenkmal, dem Nationalmuseum und dem bayerischen Rundfunk. Was der hier macht, weiß ich auch nicht so genau.
Aber das Nationalmuseum interessiert mich, deshalb mache ich dort einen Besuch.
In der archäologischen Abteilung ist man sehr stolz darauf, dass man in Mala Balancia einen Unterkiefer gefunden hat, der von seiner Art und Form her zu dem Homo Heidelbergensis passt. Diese Hominiden haben circa 100.000 Jahre vor den Neandertalern gelebt.
Es gibt wohl viele Funde aus der jüngeren Zeit (6300-5900 v. Chr.) zum Beispiel ein Haus beziehungsweise den Grundriss davon und unter dem Haus waren Grabstellen. In der Zeit sind auch Skulpturen entstanden, die auf diesem Gräbern in dem Haus platziert wurden.
In der Folge zeigt die Ausstellung chronologisch die Entwicklung der Menschen in diesem Land beziehungsweise in dieser Region. Die Präsentation ist wirklich sehr gut und die Dokumentation ist auch auf Englisch. Es werden die üblichen Tongefäße gezeigt, aber auch viele Werkzeuge und Skulpturen.
Es wird von dem Einfluss der Helenen und der Römer berichtet, aber auch dem der Kelten. Eine wechselvolle Geschichte.
Die Numismatische Abteilung erscheint mir besser abgesichert, als die Schatzkammern des Louvre.
Die ältesten ausgestellten Münzen sind aus dem 5. Jahrhundert vor Chr.
In der zweiten Schatzkammer findet man dann unter anderem auch Banknoten aus der neueren Zeit. Einmal die aus der sozialistischen Ära und dann die aus der Zeit der Hyperinflation zwischen 1992 und 2002.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich mal in Jugoslawien war (in den achzigern) und dass wir jeden Tag Geld getauscht haben, weil es jeden Tag einen anderen Kurs gab. Die Preise in den Restaurants auf den Speisekarten waren mit Bleistift geschrieben und wurden auch jeden Tag korrigiert. Eine verrückte Zeit!
In einem anderen Teil der Ausstellung wird Kunst gezeigt. Einmal ist es eine Sammlung von Hundebildern zu Ehren von Assistenzhunden, wie zum Beispiel Blindenhunde.
Naja.
In anderen Teil werden dann Ölgemälde aus dem 18. und 19. Jahrhundert gezeigt, und um die zehn oder zwölf Räume zu durchwandern brauchte ich vielleicht 5 Minuten. Diese Art von Gemälden sind nicht so mein Ding.
Einzig eine Skulptur mit dem Titel „Junge mit Schmerzen am Fuß“ hat mich beeindruckt. Wir sind ja quasi Leidensgenossen. Wobei meine Füße wieder in Ordnung sind, ich denke die Schuhe waren das Problem, jetzt mit der gekauften Einlegesohlen ist es deutlich besser.
Zum Schluss wurde ich dann noch mit einer Mumie überrascht. Die hat ein serbischer Forscher 1888 aus Luxor mitgebracht. Der Sarkophag ist 1,80 hoch und geformt wie ein menschlicher Körper. Der darin begrabene Priester trug den Namen Nesmin.
Seine Arme wurden über der Brust gekreuzt, die Fingernägel und Fußnägel mit Gold angestrichen und die Augen wurden mit metallenen Stücken ersetzt.
Das Herz ist im Körper geblieben, aber die Lungen und das Gehirn wurden entfernt.
Spannend!
Weiter ging es mit Gemälden von Degas und Renoir, van Gogh, Toulouse-Lautrec, Henri Matisse, Chagall und Picasso (und anderen).
Dann, in der modernen Abteilung, fühlte ich mich schon etwas wohler.
Kein überragendes Museum, aber der Besuch war es wert.
Danach wollte ich gern mal in die Altstadt von Belgrad gehen, aber irgendwie ist die schwer zu finden. Laut Reiseführer muss man nach Stari Grad gehen, aber das ist ein Stadtteil, der riesig groß ist und da ist unter anderem auch die Fußgängerzone und das Nationalmuseum und der Platz der Republik.
Das hat nichts mit Altstadt zu tun. Dann habe ich einfach mal auf ChatGPT nachgefragt, und der sagte mir, ich solle mal in das alte Künstlerviertel Skadarlija gehen.
Und Bingo, das war der Treffer. Hier sind kleine Straßen, mit diesem unmöglich zu begehenden Kopfsteinpflaster und viele Restaurants. Aber eine bessere Note als „ganz nett“ würde ich nicht geben, zumal das Pflaster mehr oder weniger das einzig bemerkenswerte hier ist. Trotzdem suche ich mir einen Café und mache eine kurze Pause.
Im Anschluss habe ich den Kellner kurz gefragt, ob den hier wirklich Busse und Bahnen umsonst seien. Er bestätigte das, und sagte, das wäre seit einigen Monaten so.
Cool!
So bin ich dann 10 Minuten zur nächsten Haltestelle gelaufen und habe mir da einen Bus zum Tesla Museum genommen. An dieser Haltestelle fahren auch Straßenbahnen ab. Ich muss wirklich nachdenken, welche Straßenbahnen älter waren: die in Sofia oder die hier. Es sind uralte Bahnen, aber offensichtlich tun sie noch ihren Dienst, aber sie sind sehr verbeult, mehrfach gespachtelt und rosten auch nicht unerheblich.
Und ich habe Glück: die Linie zehn ist eine Straßenbahn. Sie fährt tatsächlich!
Es gibt nur Einzelsitze, um die sind ungepolstert. Überall fehlt Farbe, und die ganzen Gummidichtungen haben deutlich bessere Zeiten gesehen.
Der Bus gestern hatte fast auf der gesamten Strecke eine privilegierte Spur und kam gut voran. Die Straßenbahn hier hat das nicht, und bei der Rücksichtslosigkeit der serbischen Autofahrer kommen wir nur sehr schleppend voran.
Neben der roten Straßenbahn gibt es auch noch grüne und gelbe Straßenbahnen, die etwas neuer sind. Schätzungsweise aus den sechziger oder siebziger Jahren. Die Grünen sehen etwa so aus wie die in Sofia. Auf dem Dach der Straßenbahn war dann ein Schild „20 Jahre Kooperation von Serbien und der Schweiz“. Ich denke, dass die Straßenbahnen eine Spende der Schweiz waren. Nach 30 Jahren harter Arbeit in Luzern oder Zürich können die Bahnen dann hier ihr Gnadenbrot verdienen.
Von der Haltestelle aus waren es nur noch ein paar Schritte bis zu dem Museum, dass in einem sehr schönen, großen, villenartigen Haus untergebracht ist. Ich bin dann hineingegangen, wurde aber schnell gestoppt. Man kann nicht einfach in das Tesla Museum hineingehen. Man muss an einer Führung teilnehmen die findet erst in einer Dreiviertelstunde statt. Super! Mit 800 Dinar ist das auch nicht gerade billig, dazu sollte man auch am besten eine halbe Stunde vorher da sein, weil es insgesamt sehr voll sei.
Also eine halbe Stunde auf der Treppe warten und dann mit einer Herde durch das Museum getrieben zu werden. Hört sich für mich nicht verlockend an, aber was will ich tun?
Wenig später wurde mir dann klar, warum das hier nur mit Führung gemacht wurde. Das Museum ist sehr klein, besteht nur aus drei Räumen. Zu einem Teil werden dort persönliche Gegenstände von Tesla gezeigt (Kleidungsstücke, etc.), dann gibt es Vitrinen, in denen einige seiner Erfindungen stehen und dann gibt es ein paar Geräte, die vorgeführt werden.
Das Besondere an diesem Museum ist also nicht die Ausstellung, sondern die Demonstration der Gerätschaften. Da ist zum einen der Induktionsmotor, eine seiner wichtigsten Erfindungen, der gerne zum Beispiel im Waschmaschinen verwendet wird. Er ist nicht gerade leise, dafür aber sehr stark.
Dann, auch sehr beeindruckend, eine Maschine, die das Ei des Columbus heißt. Columbus wurde damals aufgefordert, darüber nachzudenken, wie man ein Ei auf seine Spitze stellen kann, ohne dass es umfällt. Er hatte sich dafür entschieden, das Ei zu kochen und einfach etwas kräftiger aufzustocken und so blieb es dann stehen.
Tesla wählte ein elektromagnetischen Ansatz und wir konnten tatsächlich zusehen, wie das Ei erst sehr artspezifisch rumeierte und dann aber auf der rotierend Spitze stehen blieb.
Chapeau!
Wir konnten auch eine große Messing Platte sehen, die von einem der Generatoren stammt, die Westinghouse gebaut hat an einem Kraftwerk an den Niagarafällen.
Auf dieser Metallplatte waren die 13 Patente aufgeführt, die hier Verwendung gefunden hatten und neun davon waren von Tesla.
Höhepunkt der Show aber war aber eine Demonstration zur kabellosen Übertragung von elektrische Energie. In dem Raum stand eine ziemlich große „Maschine“, deren Nutzen wohl niemand erahnte. Die Frau, die das Ganze vorführte, verteilte 15 oder 20 Neonröhren an die Museumsbesucher und warnte, dass die Maschine ziemlich laut sei.
Dann forderte sie natürlich alle Besitzer von Herzschrittmachern auf, den Raum möglichst bald zu verlassen.
Kurz darauf, auf 3-2-1 schaltete sie die Maschine ein.
Der Lärm war sehr beeindruckend, und alle Neonröhren, die die Leute in den Händen hielten, fingen an, zu leuchten. Kein Kabel kein nichts!
Hier das Video: Tesla
Wow, das war wirklich cool! Bei dem Rundgang durch das Museum konnte ich dann Nicola Tesla sehr nahe sein. Seine Urne ist hier ausgestellt und so kann er wohl recht gut auf seine Patente aufpassen.
Unzweifelhaft war er ein Genie, der mit seinen Erfindungen und Entdeckungen das Wissen um die Elektrizität weit nach vorne gebracht hat.
Danach wollte ich noch in das Museum für Zeitgenössische Kunst, aber die einzige Rezension hielt mich davon ab:
⭐️⭐️„Das Museum für Zeitgenössische Kunst hat einen sehr schlechten Ruf. Dieses Museum zeigt eindrucksvoll warum dies völlig berechtigt ist.
600 RSD Eintritt, etwa drei Räume die eine zerfledderte Sperrmüll Sammlung zeigen.
Den zweiten Stern gibt es nur aufgrund der extrem sauberen Toilette.“
Ich bin dann noch mal in Richtung Fußgängerzone gegangen, einfach, um spazieren zu gehen. Um kurz nach fünf ist es hier dunkel und diese Dunkelheit empfinde ich hier irgendwie weihnachtlich.
Viele Leute sind unterwegs und die Straßen sind verstopft von hupenden Autos. Ich finde, in meiner Heimatstadt Düsseldorf ist auch oft ein ziemliches Verkehrschaos, aber das ist nicht vergleichbar mit den Großstädten hier im Balkan. Und die Staus beziehen sich nicht nur auf die Autos, oft sind auch die Fußgängerüberwege so zugestellt dass man auch bei Grün nicht über die Straße gehen kann weil zwischen den Autos einfach nicht genug Platz ist. Da sollte sich vielleicht doch irgendwas ändern. (Sagte der Mann, der ein Fahrrad, einen Scooter und ein Auto sein Eigen nennt)😎✊
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