Donnerstag, 9. Oktober 2025

Donnerstag 9.10.2025 Reise nach Sarajevo

Reisetag. Solche Tage sind immer aufregend und spannend. So war es dann heute auch. Ich bin um 4:30 Uhr morgens aufgestanden, aber gemütlich gefrühstückt und bin dann deutlich früher als sonst zu Bäckerei Hinkel gefahren. Dort hole ich donnerstags immer Brot und Brötchen ab für meinen Ehrenamtsjop. 

Zum Glück  standen die Brötchen schon da und zum Glück waren die Straßen auch noch sehr leer. So fuhr ich dann recht zügig zur Ulmenstraße und gab die Brote dort ab. Heute blieb ich dann nicht mehr zum Brötchen schmieren, sondern fuhr direkt wieder (sehr zügig) zurück. Das Garagentor hatte ich gar nicht erst zugemacht und so ging auch diese Aktion sehr schnell. Jetzt noch zügig zur S-Bahn laufen und hoffen, dass die auch kommt. 

Aber noch war das Glück bei mir: 4 Minuten später fuhr die S-Bahn ein und brachte mich dann auch schnell zum Flughafen. Im Moment gibt es viele Probleme an den Flughäfen, da sind die Drohnen, die den Verkehr gefährden, und in Düsseldorf gibt es verschärfte Sicherheitskontrollen, was zu langen Wartezeiten führt. Außerdem fangen morgen die Herbstferien an. Das hab ich aber wieder mal toll ausgesucht! 



In einem Internetportal kann man diese Wartezeiten an der Security abrufen. Sie werden dort bis 40 Minuten dargestellt und dann steht da nur noch >40 Minuten. Heute sah es aber ganz gut aus, am Terminal A sollten es 8 Minuten sein, und als ich circa 5 Minuten später durch die Security durch war, lies meinen Stress doch etwas nach. Nun hatte ich reichlich Zeit und konnte etwas durchschnaufen.



In Wahrheit war ich wirklich sehr früh hier, und in Wahrheit war es nicht besonders spannend, hier so abzuhängen. Aber irgendwann hatte die Austrian Airlines einen einsehen und rief uns zum Boarden auf. Bei der Verlosung der Sitzplätze hatte ich einen Fensterplatz ziemlich weit hinten bekommen, aber alles ist besser als ein Mittelplatz, auch auf einem so kurzen Flug. Wie ich in der Vergangenheit schon öfter beobachtet habe, bringen die Leute als Handgepäck ihren gesamten Hausrat mit. Es ist wirklich erschreckend zu sehen, wie Leute mit bis zu drei Gepäckstücke durch den engen Gang im Flugzeug gehen und dann hilflos auf die bereits vollen Gepäckfächer starren.  Zwei Reihen vor mir sitzt ein Pärchen mit einem weinenden Kind, das wird kein ruhiger Flug!



Zum Glück blieb der Mittelsitz frei und ich konnte es mir etwas gemütlicher machen. Das Wetter zeigte sich von seiner freundlichen Seite und verbreitete gute Laune. Zwischendurch werden wir mit einem Glas Wasser und einer Mozartkugel verwöhnt. Die Austrian Airlines lässt es richtig krachen! 


In Wien hat mich dann schlechtes Wetter empfangen. Es regnete und es war auch ziemlich kühl. An der Infotafel stand dann, dass der Weg zu meinem Terminal G 73 circa eine halbe Stunde dauern würde. Frühsport quasi. Und so war es dann auch, als ich die Duty Free Shops hinter mir hatte war da ein Schild :Gates G 1-76, mein Gate war also echt am Ende eines endlosen Ganges. Aber ich hatte hier fast 1 1/2 Stunden zum Umsteigen also ließ ich es gemächlich angehen. 


Auch auf diesem Anschlussflug war die Maschine nicht ausgebucht und neben meinem Gangplatz war wieder ein Platz frei und schenkte mir etwas mehr Komfort. 


Jetzt bin ich also in Bosnien.


Bosnien und Herzegowina ist ein faszinierendes Land auf dem westlichen Balkan, das durch seine kulturelle Vielfalt und bewegte Geschichte beeindruckt. Die Hauptstadt Sarajevo, einst Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1984, ist nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch ein Symbol des Zusammenlebens verschiedener Kulturen und Religionen. Die Spuren der Vergangenheit sind vielerorts spürbar – besonders die des Krieges von 1992 bis 1995, der das Land tief erschütterte.


Bosnien ist geprägt von einer ethnischen und religiösen Vielfalt: Bosniaken, Kroaten und Serben leben hier Seite an Seite – muslimisch, katholisch und orthodox geprägt. Besonders eindrucksvoll ist die Altstadt von Mostar mit ihrer berühmten Brücke „Stari Most“, die heute als Zeichen des Wiederaufbaus und der Versöhnung gilt.


Neben der Geschichte lockt Bosnien auch mit seiner atemberaubenden Natur: grüne Täler, klare Flüsse und majestätische Berge machen das Land zu einem Paradies für Outdoor-Fans. Nicht zuletzt überzeugt auch die bosnische Küche – deftig, herzhaft und stark von osmanischer Tradition beeinflusst. Wer Bosnien besucht, so der Reiseführer, entdeckt ein Land voller Gastfreundschaft, Tiefe und Schönheit.


In Bosnien gibt es die größte Zahl an Cafés pro Einwohner in Europa. Interessanterweise gibt es hier auch noch Wildpferde Herden, die frei leben können. Und wenn es um Rekorde geht: In diesem Land gibt es 3 Präsidenten: Einen Bosniaken, einen Serben und einen Kroaten. Die wechseln sich alle 8 Monate ab. 

Und in Sarajevo sagt man: Wenn die Welt untergeht, geh nach Bosnien! Da passiert alles 10 Jahre später!


Über die Mentalität der Bosnier gibt vielleicht ein bosnisches Volksmärchen Auskunft: 


Hier bekommt ihr ein humorvolles bosnisches Volksmärchen erzählt: „Nasrudin und der Esel“ – eine Geschichte voller Balkanhumor.


Eines Tages wollte Nasrudin Hodža – ein schlauer, aber etwas schlitzohriger Dorfbewohner – seinen Esel verkaufen. Er putzte ihn heraus, kämmte ihm das Fell und erzählte jedem im Basar, wie stark, brav und fleißig das Tier sei. Natürlich war der Esel in Wahrheit faul und etwas eigenwillig.

Ein Interessent wollte den Esel testen und bat Nasrudin, eine Runde zu reiten. Doch der Esel blieb einfach stehen. „Siehst du,“ sagte Nasrudin schnell, „er ist so klug, dass er nicht für jeden einfach losläuft. Er wartet auf den richtigen Besitzer!“

Am Ende verkaufte er den Esel tatsächlich – und prahlte später im Dorf: „Es ist nicht gelogen, wenn man nur genug Wahrheit drumherum erzählt.“


Vielleicht noch ein Wort zum Balkan generell: Hier sind viele kleine Länder, die ihre eigene Geschichte und Kultur haben. Sie haben fast alle eine eigene Währung und auch eine eigene Sprache. Das macht das Reisen hier zu einem echten Abenteuer! 


Die Währung hier heißt konvertible Marc und sie entspricht ungefähr dem, was früher unsere D-Mark war, zweimal entsprechen einem Euro. Das ist ja einfach!



Bei recht freundlichem Wetter landeten wir in Sarajevo. Der Flughafen ist nicht besonders groß und von Bergen umgeben. Hier also sollte mein kleines Abenteuer beginnen. Es begann mit einer Neuerung: ich hatte mir für den Balkan eine eSIM gekauft, also keine physikalische SIM wie ich sonst immer mache, sondern eine elektronische, die ich schon vorgestern auf meinem Telefon installiert hatte. Jetzt erhebt sich die Frage: funktioniert das? Ich schalte das Telefon ein, und es fing an, ein Netz zu suchen. Es suchte lange. Sehr lange. Aber dann musste ich aussteigen und unterbrach die Suche erst mal beziehungsweise liest das Gerät weiter suchen. 


Ich vermutete, dass ich irgendwas bei der Installation falsch gemacht hatte und wollte das eventuell im Flughafengebäude korrigieren. Aber als ich nach der Immigration das Telefon einschalte, hatte ich Netz. Tolle Technik! 

Vor allem ist diese Simkarte nicht nur für Bosnien, sondern sie ist in allen Ländern, die ich besuchen will, gültig. 10 GB und 30 Tage Gültigkeit für 18 €. Da kann man nicht meckern!

Dann musste ich mir erst mal Geld besorgen. Ich fand einen Automaten und bekam fast einen Herzinfarkt: Bargeld ziehen kostet hier stramme 7,50 € Provision! Wow! 


Aber es half nichts, ich brauchte Geld, um mit dem Bus fahren zu können. Bei einer Flughafen-Info bekam ich dann die Auskunft, wo ich diesen Bus finde, und machte mich auf den Weg. Ich musste mich aber gegen mehrere, sehr aggressiver Taxifahrer erwehren, die in mir offensichtlich ein billiges Opfer gesehen haben. Aber irgendwie schaffe ich es zur Bushaltestelle zu kommen. 20 Minuten warten, dann sollte der Bus kommen und er sollte dann eine knappe Stunde bis in die Stadt brauchen. Das warten war aber okay, weil ich in der prallen Sonne stand, und da war es sehr schön warm.


Der Verkehr hier kann mit dem Deutschland gut mithalten. Wir fahren über eine  breite, sechsspurige Straße in die Stadt und passieren die Vorstadt, die nirgendwo auf der Welt schön ist. Man sieht viele Wohntürme mit 15-20 Stockwerken und alles erscheint ein wenig farblos, bis auf den strahlenden Sonnenschein, der wirklich gute Laune macht. Je näher wie ins Stadtzentrum kommen, umso mehr prächtige Bauten sieht man. Prächtige Bauten sind entweder alte beeindruckende Gebäude oder aber hochmoderne Türme aus Stahl und Glas. Eine bunte Mischung! 


Darum herum viele Berge und viele Schilder, die den Weg in die Skigebiete weisen. 84 hat hier mal eine Olympiade stattgefunden. An der Stadthalle steige ich aus und bin erst mal ratlos. Ich schreibe die Vermieterin an und beschreibe wo ich stehe und sie holt mich ab. Es ist eine sehr nette Frau, die gut Englisch spricht. Wir gehen von der Straße eine Stahltreppe hinunter und da unten im Souterain ist mein Apartment. Die Frau wohnt direkt nebenan und sagt: wenn Fragen sind… 


Es ist ein hübsches, kleines Apartment mit einem großen Raum und mit riesigem Bett, einer Kochnische und einem Bad. Was will ich mehr? Ich habe schon gesehen, dass ich hier wirklich mitten im Zentrum wohne.








Und das ist hier wirklich das Zentrum! Kleine Gassen, vollgestopft mit Restaurants und Antiquitäten Läden, und natürlich jede Menge Souvenirbuden. Viele Menschen sind hier unterwegs und ich höre Deutsch,  viel Holländisch, Chinesisch und viele andere Sprachen. 

Die Restaurants hier sind alle sehr günstig und es gibt natürlich das, was in Jugoslawien immer gegeben hat: Cevapcici, Kebab und andere Leckereien. Aber auch die Kaffeekultur scheint hier sehr wichtig zu sein. Mit dem Kaffee zusammen kommen auch viele türkische (süße) Leckereien. In jedem noch so kleinen Kaffee gibt es mindestens 10-15 verschiedene Kaffeesorten. Bei dem schönen Wetter ist die Stimmung natürlich herrlich. Ich genieße es einfach. 











Wie es scheint, habe ich heute einen besonderen Tag erwischt. Der Blick in den Wetterbericht zeigt, dass es morgen den ganzen Vormittag regnen wird und übermorgen auch ein bisschen. Außerdem wird sie Temperatur auch empfindlich sinken: in ein paar Tagen geht es hier nachts bis 1° runter. Zumindest hier in Sarajevo habe ich aber eine Heizung.







Ich laufe noch lange kreuz und quer durch die Stadt Altstadt und lasse mich mit den anderen Touristen treiben. Das ist wirklich eine sehr charmante Altstadt bei der guten Laune, die man hier überall sieht, kann man die sehr touristische Ausprägung auch schon mal vergessen. Es gibt auch mehrere Moscheen, aber auch christliche Kirchen. 


Die Stadt ist wirklich eine Reise wert, und ich sehe auch viele Schulklassen, bei einer davon habe ich auch deutsche Stimmen gehört. Gegen 18 Uhr wurde es dann doch etwas kühler. Sobald die Sonne flacher stand war ich nur im T-Shirt und ohne Socken vielleicht nicht ganz richtig angezogen. Das wurde aber sehr wirksam ausgeglichen, als ich die Tür zu meinem Apartment aufmachte. In der Zwischenzeit war die Heizung angesprungen und mit der Temperatur im Raum hätte man spielend Stahl verarbeiten können. Ich habe dann erst mal die Fenster aufgemacht und die Heizung runter gedreht, da hatte es meine Vermieterin vielleicht etwas zu gut gemeint.

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