Es regnete Hunde und Katzen und wurde erst besser, als ich circa 20 Sekunden im Bus saß. Aber bis dahin war ich schon ziemlich durchweicht. Aber der Reihe nach: beim Frühstück heute früh waren zwei Franzosen am Tisch, die offensichtlich sehr schüchtern war. Sie flüstert nur miteinander und bewegt sich auch erstaunlich wenig.
Die Gastgeberin fragte sie dann, ob sie morgen zum Frühstück Bureg haben wollen oder lieber Croissants? Als die beiden das französische Wort hörten, hellten sich ihre Minen deutlich auf und natürlich wollten sie Croissants.
Ich habe dann das letzte Frühstück, dass mir auf dieser Reise bereitet wird, genossen, mein Zeug gepackt und bin dann im strömenden Regen in Richtung Bushaltestelle gelaufen. Ich musste erst zu dem gleichen Busterminal, wo ich gestern schon war. Von da aus geht es dann weiter nach Durres. Ich hatte den Tag in Durres eigentlich als Strandtag eingeplant, aber das wird wohl nichts.
Zuerst habe ich es gar nicht bemerkt, alles ist normal. Aber dann erkannte ich es. In dem Bus, der auch nicht anders aussieht als die Busse bei uns in Deutschland, waren Schilder „Beförderung nur mit gültigen Fahrausweis“ „Türöffnung nach rechts bis zum Anschlag drehen“ und „Fahrzeug wird Videoüberwacht“. Wahrscheinlich hat dieser Bus eine erfüllte Zeit in irgendeiner deutschen Großstadt gehabt und ist dann nach Albanien verkauft.worden. Ein hartes Schicksal!
Und dann kam tatsächlich ein Kontrolleur in den Bus. Ich kann mir zwar kaum vorstellen, warum jemand bei 0,40 € Beförderungsentgelt schwarz fährt, aber so etwas gibt es ja immer wieder. Ich war dieses Mal safe. Als ich dann ausstieg, hatte ich das Gefühl, Petrus sitzt da oben an seinem Schalthebel und sagt: Stop, stop stop, kein Regen mehr. Er sitzt im Trockenen. Sobald ich dann ausstieg, schob er den Hebel genüsslich nach vorne und sagte: und los! Und der Regen begann wieder!
So bin ich dann sehr zügig die letzten 300 m bis zum Terminal und fand da auch schnell den passenden Bus.
Eigentlich hatte ich schon ein Ticket vorgebucht und bezahlt, aber die Fahrt wäre um 8:00 Uhr gewesen und angesichts der Wettervorhersage habe ich beschlossen, es verfallen zu lassen und mir jetzt ein neues zu kaufen. Weise Entscheidung!
UWährend der einstündigen Busfahrt regnete es natürlich nicht. Der Himmel war immer noch sehr grau, aber es ließen sich erste blaue Flecken sehen.
Und tatsächlich, als ich in Durres ankomme, ist es trocken und es sieht auch ein bisschen freundlicher aus.
Was nicht so freundlich aussieht, sind meine Zukunftsaussichten. Ich habe ein Ticket von hier aus direkt nach Ohrid in Mazedonien gebucht. Ich habe da lange nach gesucht, und war dann froh, als ich eines gefunden habe. 20 €! Ich habe dann hier gefragt, wo dieser Bus abfährt, aber die Gesellschaft war hier teilweise nicht bekannt, nur ein Mann sagte mir, sie sei in Tirana und auf keinen Fall hier.
Auf die Frage, ob hier ein Bus nach Ohrid fährt, meinte er nur: nein. Nur von Tirana aus. Ich fürchte, dass ich jetzt ein Problem habe. Natürlich sind die 20 € weg, aber wie komme ich morgen nach Ohrid? Der früheste Bus von hier aus nach Tirana geht um 7:30 Uhr. Aber ich weiß nicht, wie ich von da aus weiterkomme.
Von Tirana aus fährt ein Bus um 7:00 Uhr und ein weiterer um 8:00 Uhr. Das hilft mir nicht.
In Ohrid bin ich auch nur einen Tag, dann muss ich weiter nach Skopje. Ich habe mir also selber eine Menge Stress gemacht! Ich bin selber gespannt, wie das ausgeht.
Der Vermieter hier hatte mir auf Anfrage eine Info geschickt, wie ich zu seinem Apartment komme. Der Bus, den er genannt hat, der mich dort hinbringen sollte, existierte, aber er kam nicht.
Nach einer Viertelstunde warten hatte ich genug und ging zu Fuß. Das Wetter war okay und eine halbe Stunde später war ich am Apartment.
Der Vermieter ließ mich, abweichend von seiner ursprünglichen Aussage (Checkin erst ab 14:00 Uhr) früher hinein. Jetzt konnte ich also ein bisschen checken, wo ich hier gelandet bin. Der erste Eindruck ist vielleicht der wie bei einer sehr touristischen Stadt in Spanien oder auf den kanarischen Inseln. Viele Hochhäuser und viele Shops, die eher den Touristen dienen als den Einheimischen. Eines der Highlights hier ist das archäologische Museum und, so ein Glücksfall, es ist schräg gegenüber von meinem Apartment. Bereits von da aus kann ich beunruhigende Schilder sehen, und als ich näher gegangen bin, war dann klar: es ist eine Baustelle.
Das war das Kulturprogramm für heute!
So gegen 13:00 Uhr kam dann die Sonne endgültig durch und trocknete die letzten nassen Flecken auf dem Gehsteigen. Ich ging ein bisschen am Strand entlang, an dem ich eigentlich gehofft hatte, gemütlich in der Herbstsonne zu liegen, aber…
Dafür habe ich dann in einem Café einen schönen Platz gefunden und die Nase in die Sonne gehalten. Nicht schlecht! Aber auch hier fällt mir wieder etwas auf: einerseits, es gibt relativ viele Deutsche hier und andererseits gibt es eine massive Überrepräsentierung von älteren Semestern (natürlich zähle ich mich auch dazu.). Albanien scheint Rentner-Traum zu sein.
Laut Reiseführer soll es hier allerdings auch ein sehr beeindruckendes Amphitheater geben. Es ist fast 2000 Jahre alt und wurde 1966 rein zufällig gefunden, als ein Archäologe hier ein Loch gegraben hat und plötzlich ein Hohlraum entdeckte. Daraufhin hat man das Theater ausgegraben.
Hier ist alles durchzogen von unterirdischen Gängen, die zu verschiedenen Punkten in dem Theater führen. Teilweise geht es über Treppen sehr tief hinunter in sehr dunkle Gänge. Der Sinn und Zweck erschließt sich mir nicht, aber ich kann mir vorstellen, wie atemlos die Entdecker waren, als sie zum ersten Mal hier lang gegangen sind.
Ich habe schon mehrere Amphitheater gesehen, vor allem in Bulgarien. Da waren sie aber entweder noch super gut erhalten oder perfekt restauriert worden.
Hier sieht es so aus, als ob das Theater einfach nur ausgegraben und so belassen wurde.
Eigentlich ist mir das lieber, weil man fast das Gefühl hat, man hört hier das Publikum jubeln oder die Schreie der Gladiatoren. Irgendwie ist das eine tolle Atmosphäre!
Der Beschreibung nach haben hier 2000 Zuschauer reinpasst, die sich an den Kämpfen der Gladiatoren ergötzt haben. Wenn man in der Mitte des Platzes steht und guckt auf die Zuschauerränge, kann man das fast hören.
Die Mosaiken stammen aus dem achten beziehungsweise neunten Jahrhundert nach Christi. Sie zeigen christliche Rituale der damaligen christlichen Gemeinschaft hier. 1273 fand hier ein schweres Erdbeben statt und die Arena wurde zerstört.
Ich muss zugeben, bei mir ist so ein wenig die Luft raus. Die Unsicherheit über die weitere Reise nervt mich etwas. Aber das ist nur vorübergehend.
Die Besichtigung dieser Arena war wieder mal ein Highlight. Ich hatte zwar drüber gelesen, es mir aber nicht so vorgestellt und vor allen dieses Gehen durch die unterirdischen Gänge ist natürlich mein Ding. Ein toller Ort!
Es tröstet mich aber auch, dass das Wetter mittlerweile wieder perfekt ist. Es sind Wolken am blauen Himmel, aber die Sonne scheint und gibt alles. Sehr angenehm! Es ist wahrscheinlich der letzte warme Tag auf dieser Reise, im Inland erwarte ich auf jeden Fall kühleres Wetter.
Als ich dann danach noch am Strand spazieren gegangen bin, verspürte ich ein kleines Hüngerchen. Da waren drei Fastfood-Restaurants, aber keiner von denen wollte meine Kreditkarte akzeptieren, alle wollten nur Bares.
Schade.
Aber dann sah ich einen Supermarkt, habe mir da ein kleines Baguette geholt, ein paar Scheiben Salami und eine kleine Dose Bier. Dann hab ich mich gemütlich auf eine Bank in die Sonne am Strand gesetzt und das war auch schön.
Später bin ich dann noch kreuz und quer durch die Stadt gelaufen und habe mich einfach treiben lassen. Die Stadt ist nichts besonderes, einfach eine moderne Stadt mit einem hohen Tourismusanteil.
Durres ist mit 100.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Albanien. In Durres ist der größte Hafen und auch die meisten Strände. Die Stadt gehört zu der ersten, die 58 nach Chr. eine christliche Gemeinde aufnahm.
Durres war früher griechisch, später bulgarisch, dann haben die Normannen ihr Glück versucht, unterlagen aber gegen die Italiener. Später folgten die Serben, danach die Italiener, gefolgt von den Türken. Im 2. Weltkrieg haben dann endlich auch die Deutschen hier gewohnt. Eine bewegte Geschichte.
Was für ein rustikales Theater.
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