Gestern Abend war ich noch essen. Ich hatte mir vorher schon eine Kneipe ausgesucht, wo man ganz nett sitzen konnte. Ich muss allerdings zugeben, dass schon jetzt, nach einigen Tagen, das Essen etwas eintönig wird. Ich fürchte, ich muss da bald mal was dran tun. Das Restaurant, dass ich mir ausgesucht hatte, war in der Altstadt und da auch in der Hauptstraße, wo immer alle Leute durchlaufen.
So zwischen sieben und acht hört der Zauber aber auch auf und es wird sehr sehr viel ruhiger. Ein bisschen so wie die Düsseldorfer Altstadt an einem Mittwoch gegen 9:00 Uhr abends. Allerdings kommt jetzt die schöne Atmosphäre etwas besser durch und man begreift erst mal richtig, was für einer schönen Stadt Mostar ist. Ich habe gemütlich gegessen, dazu ein kleines Bier getrunken und das war ein schöner Tagesabschluss, allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt aber auch wieder mein Sweatshirt an, der Temperatursturz war sehr bemerkenswert.
Gut geschlafen, gut gefrühstückt!
Als erstes habe ich mir mal den höchsten Kirchturm Südeuropas angesehen und ja, der Mostar Peace Bell Tower ist hoch. 107 m, das macht schon was her. Es vor 25 Jahren gebaut worden. Es wurden 2300 m³ Beton verbaut und 250.000 kg Stahl. Auch die dazugehörige Kirche ist sehr modern und schlicht. Früher hat dir mal eine Basilika gestanden, die aus dem vierten bis sechsten Jahrhundert nach Christi stammte. Hier wurde auch ein alter kroatischer Friedhof gefunden mit vielen Artefakten aus dem neuen bis zwölften Jahrhundert.
Also gehe ich weiter. Mein nächstes Ziel ist die verrückte Bruce Lee-Statue, die hier irgendwo stehen soll. Es ist noch früh, es ist auch noch kalt. Ich bin trotzdem im T-Shirt unterwegs und in der Sonne ist es sehr schön. Im Schatten muss man halt etwas schneller gehen.
Die Statue steht lt. Beschreibung in einem kleinen, gepflegten Park, den ich auch relativ schnell finde. Was ich nicht finde, ist Bruce Lee. Ist der einkaufen? Im Urlaub? Die Frage wird mir nicht beantwortet, einzig und allein stelle ich fest, dass er weg ist. Das Podest, auf dem er stand, ist noch da, sieht aber nicht so aus, als ob er erst seit ein paar Minuten weg ist. Naja, der Versuch war es
(Das untere Bild ist aus dem Internet)
Nächster Punkt auf meiner Tour ist das Ehrenmal der Partisanen aus dem 2. Weltkrieg. Auf den ersten Blick ist es ein ziemlich grober Klotz aus Beton, dessen Architektur sich mir nicht wirklich erschließt. Absolut kein Ort, den ich mir für meine ewige Ruhe aussuchen würde. Als ich weiter über die sehr unwegsame Strecke den Berg hoch laufe, verstärkt sich dieser Eindruck.
Die ganze Anlage ist ziemlich heruntergekommen, überall zwischen den Steinen wächst Unkraut, so, als ob die Natur versucht, sich ihren Besitz wieder zurückzuholen. Ganz oben ist dann das Zentrum der Gedenkstätte und hier sieht es noch schlimmer aus. Hier liegen einige kleine Grabsteine in der Gegend herum, viele sind zerstört und auch auf den Ebenen darunter findet man Bruchstücke von Grabstein: offensichtlich haben wir haben sich hier Vandalen ausgetobt. Ich finde das ziemlich schrecklich, dass Menschen so etwas machen, aber ich wundere mich umso mehr, dass die sicherlich sehr reiche Gemeinde Mostar hier nicht mal aufräumt. Kein schöner Ort!
Trotzdem habe ich den Weg zurück in Richtung Altstadt genossen. Man sieht wieder mal ein sehr normales Stück vom Leben der Bosnier in ihrem Land. So habe ich auch die Ruine eines Hauses entdeckt, bei der im Haus innen drin schon richtige Bäume standen. Die Stimme hat Durchmesser von über 30 cm, die müssten also schon länger da gewachsen sein.
In der Altstadt war es heute deutlich leerer. Natürlich wälzten sich immer noch Mengen von Touristen durch die engen Gassen, aber es war wesentlich entspannter, als gestern. Nur auf der Brücke selber kam es zu einem Engpass. Mindestens zwei Schulklassen mit vielen jungen Leuten, so um die 14-15 Jahre standen auf der Brücke und machten Selfies, so dass keiner wirklich durchkam. Das Privileg der Jugend!
Als sehr unglücklich empfinde ich es aber, wenn Leute kein Gespür dafür haben, ob oder dass sie im Weg stehen. Gerne auch Pärchen Hand in Hand und in den sehr engen Gassen ist das echt ein Problem.
Aber mal zu dem positiven Seiten: das Wetter! Der Himmel ist blau, und Wolken sieht man nicht. Die Sonne tut, was sie kann und sie kann eine Menge. Noch ist es so, dass man in der Sonne die wohlige Wärme genießt, aber es kann gut sein, dass es nachmittags im Schatten schöner ist. Aber so ein Wetter hatte ich mir gewünscht!
Nach einer kurzen Pause bin ich dann noch mal in einer ganz andere Richtung der Stadt gegangen. Auch hier gab es normales Leben und war relativ belebt. Der Weg führte mich dann letztlich zum Busbahnhof.
Ich hatte vormittags versucht, den Flug nach Podgorica einzuchecken, aber das funktionierte leider nicht.
Nachdem man alle seine Daten eingegeben hatte, kam die Meldung: etwas ist schief gegangen. Versuchen Sie es später noch mal und wenn es nicht funktioniert, checken Sie am Flughafen ein.
Das ist natürlich sehr ärgerlich, weil ich einerseits lieber online einchecken und andererseits spare ich damit natürlich auch viel Zeit. Und die Zeit habe ich morgen nicht, da meine Fahrt nach Sarajevo und anschließend die Fahrt zum Airport ziemlich eng getaktet sind.
Ich ging daher in den Bahnhof hinein und fragte bei dem heute deutlich freundlicheren Schalterbeamten nach, ob er mir das Ticket ändern könne. Er schüttelte den Kopf und sagte kein Problem, ich solle einfach mit dem Ticket um 9:00 Uhr zu den Bus gehen die würden mich schon mitnehmen. Das waren ja mal gute Neuigkeiten.
Erleichtert ging ich wieder in Richtung Altstadt.
Die Moscheen hier vor Ort sind alle aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die älteste datiert auf 1557.
Hier könnte man theoretisch das Minarett besteigen, aber der Reiseführer spricht von einem klaustrophobischen Erlebnis und ich bin nicht sicher, ob ich das wirklich haben will.
Neben der berühmten Stari Most gibt es noch eine kleinere Brücke, genannt „the crooked Bridge“.
Letztere wurde in den neunziger Jahren durch ein Hochwasser beschädigt und dann im Krieg zerstört und die Story Most wurde auch im Krieg zerstört. Beide Brücken waren gute Beispiele der Baukunst wurden dann mithilfe von vielen Sponsoren wieder neu aufgebaut.
Ein großes Vergnügen scheint es zu sein, auf dem Fluss mit einem Schlauchboot mehrmals hin und her unter der Brücke durchzufahren. Es gibt hier Unternehmer, die diesen Service zur Verfügung stellen für zehn Euro pro Nase. Naja, wer es mag?
Jetzt neigt sich der Tag dem Ende zu und mir bleibt noch ein letzter Abend hier in Mostar. Morgen früh geht es dann, wie gesagt, auf den langen Weg nach Podgorica!
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