Wie viele Länder und Orte hier hat auch Prizren schon einiges erlebt.
Bereits in römischer Zeit war die Region besiedelt und ein wichtiger Knotenpunkt im Balkanraum.
Im Mittelalter war Prizren Teil des serbischen Reiches und erlebte unter Zar Dušan eine kulturelle Blüte.
Im 14. Jahrhundert wurde die Stadt vom Osmanischen Reich erobert und entwickelte sich zu einem bedeutenden Verwaltungs- und Handelszentrum.
Die osmanische Herrschaft prägte das Stadtbild mit Moscheen, Bädern und Basaren, viele davon sind bis heute erhalten.
Im 19. Jahrhundert wurde Prizren zum Symbol albanischer Identität – hier wurde 1878 die Albanische Liga von Prizren gegründet.
Nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches war die Stadt Teil Jugoslawiens und später Schauplatz von Konflikten in den 1990er Jahren.
Heute ist Prizren ein Symbol für kulturelle Vielfalt und den Wiederaufbau nach schwierigen Zeiten.
Prizren ist wirtschaftlich vor allem durch Handel, Handwerk und Textilproduktion geprägt. Der Tourismus bringt zusätzliches Einkommen, besonders in der Sommersaison. Trotz vieler kleiner Betriebe und junger Start-ups bleibt die Arbeitslosigkeit hoch, vor allem bei Jugendlichen.
Mit seinen 85.000 Einwohnern schafft es Prizren immerhin auf Platz 2 der größten Städte im Kosovo.
Eine bekannte Anekdote über Prizren dreht sich um die Albanische Liga von 1878, die in der Stadt gegründet wurde.
Man erzählt sich, dass sich die Vertreter der Liga – trotz politischer Spannungen und kultureller Unterschiede – in einem kleinen Raum in der Altstadt trafen, in dem es so heiß war, dass alle Anzugträger irgendwann ihre Jacken ablegten und in Hemdsärmeln weitermachten. Der Witz unter den Anwesenden: „Wenn wir schon schwitzen müssen, dann wenigstens gemeinsam für die Zukunft Albaniens.“
Diese Szene wurde später zum Symbol für Einigkeit trotz Unterschiede – und bis heute gilt Prizren als Stadt, in der man sich zusammenrauft, wenn es wirklich darauf ankommt.
Ich war früh wach, aber ein Blick aus dem Fenster zeigte: Regen.
Heute Früh sind es 9° und in meinem tatsächlich sehr engen Zimmer mache ich mir ein karges Frühstück.
Mein Frühstück heute Morgen bestand aus einem kleinen industriegefertigten Kuchen und zwei Tassen Kaffee. Ich hatte einen Wasserkocher im Zimmer, in dem noch Wasser war, aber das schütte ich immer weg. Stattdessen habe ich mir frisches Wasser aus dem Hahn geholt. Frisches Wasser? Es sah komisch aus, etwas trüb. Ich habe es dann eine Weile laufen lassen und dann habe ich gedacht, okay, wenn ich es koche, wird es gehen. So hab ich das auch gemacht und der Kaffee war okay. Später sah ich dann, dass in der Stadt viele kleine Brunnen sind und fast überall sah ich Leute, die Dorf Wasser in Flaschen ab füllten. Im Nachhinein denke ich, dass das mit dem Wasser aus dem Hahn heute nicht meine beste Idee war, aber das wird sich ja dann (hoffentlich nicht) im Laufe des Tages zeigen.
Meine Sachen sind bis auf den Rucksack selber und auch die Schuhe wieder trocken. Ich lege noch mal alles hin, um es weiter trocknen zu lassen und wage mich dann mal raus.
Dieses Mal im Winterkleidung: dicke Jacke, lange Hose, Mütze. Dieses kleine Zentrum von Pritzen ist sehr schön, aber nass und natürlich wegen des Wetters und der frühen Uhrzeit sehr leer. Direkt neben meiner Unterkunft ist die Kirche vom heiligen Georg aus dem 16. Jahrhundert.
Trotz der frühen Stunde machen gerade alle Cafés und Restaurants auf. Die Kellner sind dabei, das Laub wegzuwischen und bereiten sich auf den Tag vor. Viele Hunde streunen durch die Stadt.
Der Fluss hat offensichtlich Hochwasser und führt braunes Wasser mit sich, dass irgendwo aus den Bergen kommt.
Eine der Attraktionen hier ist die Festung von Prizren. Ich beschließe, mir das Ding mal anzusehen. 900 m sagt Google. Google hätte dazuschreiben sollen: 900 m steil bergauf, das hätte es besser getroffen. Über eine alte Straße, die aus großen rutschigen Kieselsteinen besteht und auf der das Wasser vom Berg runterfließt, steige ich den Berg hoch.
Ein zotteliger Hund begleitet mich und bleibt immer dann stehen, wenn ich auch stehen bleibe. Etwas unheimlich ist mir dabei schon.
Irgendwann komme ich tatsächlich oben an. Die warme Jacke entpuppt als warme Jacke. Als sehr warme Jacke! Ich bin nass geschwitzt!
Der Hund folgt mir auf dem Fuß. Die Festung ist eine Ruine. Es gibt noch einzelne Gebäude, aber ich weiß nicht, wie man da reinkommt. Hier ist niemand! Nur ich, der Hund und dann sehe ich aber noch einen weiteren Spaziergänger.
Von hier oben kann man sich ganz gut verteidigen, denke ich. Zum Glück nieselt es nur ganz leicht, so dass ich einigermaßen entspannt gehen kann. Eigentlich ist es ganz schön hier oben, aber ich gebe zu, dass mir dieser Hund etwas die Laune verdirbt. Er weicht mir nicht von der Seite, nur manchmal ist er kurz weg und kommt dann aus einer unerwarteten Richtung wieder zurück.
Es gibt ein paar Pfade, die mit Brettern belegt sind, auf denen man gehen kann. Aber sie sind sehr durchgefault und so recht traue ich mich nicht, darüber zu gehen. Der Blick über die Stadt ist natürlich fantastisch, selbst bei diesem sehr dunstigen Wetter. Auf dem Weg nach unten sind mir dann noch weitere vier große Hunde begegnet und ich gebe zu, ich bin froh, wenn ich wieder unter Menschen bin.
Obwohl ich zugeben muss, dass mein Training mit dem Leihhund, den ich letztens ein paar Wochen ausgeführt habe, mir schon etwas geholfen hat. Seit ich ein kleines Kind war, habe ich Angst vor (unbekannten) Hunden, dass ich das jetzt so lange ausgehalten habe ist ziemlich neu. Man lernt nie aus.
Der steile Weg, die glitschigen Steine, das Wasser vom Regen und das Laub, das hier liegt, macht den Weg nach unten nicht angenehm. Ich gehe mit kleinen Tripelschritten und merke mal wieder, dass meine Knie das nicht so gerne mögen. Aber ich komme voran.
Als ich dann wieder unten bin, sehe ich blauer Himmel. Und tatsächlich mischt sich etwas Sonne unter den Nieselregen, aber ich gehe erst mal in ein sehr schönes Café mit außerordentlich bequemen Sitzen und bestelle mir einen türkischen Kaffee mit viel Zucker.
Während ich hier so sitze, denke ich: Prizren ist wirklich eine nette Stadt. Die Altstadt ist wunderschön die kleinen Gassen laden zum Kaffeetrinken oder zum Essen ein. Natürlich ist heute alles anders. Einerseits sind wegen des schlechten Wetters keine Touristen hier, da wirkt die Stadt sehr viel lieblicher und nicht so hektisch, wie andere Städte, die ich auf meiner Reise gesehen habe. Andererseits ist dieses graue Nieselwetter natürlich auch nicht hilfreich für eine gute Laune.
Aber mir gefällt es hier.
Zu besichtigen gibt es hier allerdings nicht viel. Mit der Festung habe ich schon den wichtigsten Punkt abgehakt. Die Moschee habe ich gesehen. Die Kirche vom heiligen Georg ist geschlossen und die Altstadt hab ich auch durchwandert. Trotzdem hätte ich bei schönem Wetter jedoch durchaus einen Tag bleiben können.
Um kurz vor zehn hörte es tatsächlich auf, zu regnen. Was mir jetzt auffiel: ich kann meinen Atem sehen. Warm ist es hier nicht.
Ich war etwas zu früh am Busbahnhof, die Strecke ließ sich wirklich sehr gut laufen und das Wetter war jetzt irgendwas zwischen freundlich und unfreundlich. Aber trocken! Um den Busbahnhof herum gibt es 1000 Restaurants mit Fastfood. Es laufen auch sehr viele Schüler hier rum, die in Massen in diese Etablissements einfallen. Ich folge ihnen und lande in einem türkischen Imbiss, wo ich für lächerliche 2,00€ einen sehr leckeren Teller mit Köstlichkeiten bekomme.
So gestärkt gehe ich dann im strahlenden Sonnenschein! wieder zurück zum Busbahnhof. Es sind mittlerweile wahrscheinlich 18° und mein Bus steht schon da.
Als wir dann los fuhren, war es ein ganz schöner Tag. Bewölkt, aber mit viel blauem Himmel und ab und zu kam die Sonne durch. Mein Hoodie wanderte in den Rucksack und ich hatte einen schönen Blick auf die Berge. Alle nicht sehr hoch, aber alle in herbstlichen Farben gekleidet.
Es ist ein großer Bus, wieder nur zur Hälfte gefüllt, und es verspricht, eine ruhige Reise zu werden.
Am Busbahnhof in Pristina habe ich mir dann direkt das Ticket für die Rückfahrt geholt und habe mich erst an der Information beraten lassen, um welche Uhrzeit ich am besten fahre, damit ich rechtzeitig zum Flughafen komme.
Als der Mann mich fragte, woher ich sei, und als ich Deutschland antwortete, zeigte er ein Schlüsselband, dass er um den Hals trug. Es war ein Werbegeschenk von der CDU. Dann erzählte er mir, dass er das von einem Freund habe, der hätte ihm aber gesagt, er wäre eher für die AfD, aber er wollte ihm einfach etwas aus Deutschland schenken. Die Welt ist klein.
Meine Unterkunft heißt Old Bazaar Rooms. Da hätte man ja auch drauf kommen können, dass sie am oder beim alten Basar sind, denn genauso ist es.
Von der Hauptstraße zweigt ein kleine Seitenstraße ab und da ist in mehreren weiteren Seitenstraßen ein recht großer Basar, der an die Märkte in Asien erinnert, aufgebaut. Alles ist sehr eng, die Dächer helfen wahrscheinlich mehr gegen die Sonne als gegen den Regen und Leute eilen geschäftig durch die Gänge. Zwischendurch immer wieder Männer mit Schubkarren, die wahrscheinlich hier das Transportwesen, abbilden. Sehr genial!
Es gibt natürlich alles was Gemüse oder Obst heißt, aber auch Schuhe Rasiermesser, Elektronik aus China und alles, was das Herz so begehrt.
Auch Zigaretten gibt es reichlich, wobei ich nicht sicher sind bin, wie die versteuert werden. Von den Markenklamotten von Armani und Boss sowie von den Uhren von Rolex und anderen Nobelmarken will ich gar nicht erst sprechen. Wobei die Textilien sicherlich größtenteils aus der Türkei kommen.
Als ich auf dem Markt bin, ist es schon relativ spät und wahrscheinlich auch relativ ruhig, ich denke, ich werde morgen noch mal vorbeikommen müssen um mir das genauer anzusehen. In einem Gang gibt es ein kleines, nennen wir erst mal „Café“. Alte Männer sitzen hier (wobei ich deutlich der älteste bin) und trinken Tee. Aber es gibt auch Kaffee und genau danach steht mir jetzt der Sinn! Schön hier!
Ich weiß gar nicht, ob ich noch mal was anderes als türkischen Kaffee trinken will. Der ist so stark und zähflüssig, das ist wie Essen und Trinken in einem.
Herrlich!
Ich erkunde dann ein wenig mein Viertel. Gegenüber von dem Basar geht es dann in die modernere Innenstadt. Neben dem unglaublichen Verkehr gibt es hier Banken, Versicherungen, viele Cafés, Restaurants und auch Geschäfte für Textil, Elektronik und alles mögliche. Eine moderne Stadt.
An einer Kreuzung haben sich Krähen die Bäume als Schlafbäume ausgesucht. Zu hunderten sitzen sie da und machen einen Höllenlärm. Unter ihnen dann dieser unglaubliche Großstadtverkehr wie in allen Metropolen.
Ich gehe gemütlich durch die Straßen, kaufe mir ein Eis und merke dann aber, wie es langsam dunkel wird oder besser gesagt, wie es schnell dunkel wird und mit der gleichen Geschwindigkeit fällt auch die Temperatur. Ich habe heute früh meine warme Jacke angehabt zwischendurch nur ein T-Shirt und jetzt nachmittags hab ich ein Sweatshirt an.
Ich hab also die Gelegenheit, irgendwie meine gesamte Garderobe auszuführen, aber ich brauche sie auch.
Letztes Mini-Abenteuer für heute war dann noch der Besuch bei einem Friseur. Das ist ja irgendwie so ein kink von mir. Ich war schon in allen möglichen Ländern beim Friseur und es ist oft sehr spannend. Auf jeden Fall ist ist immer ein Erlebnis.
Der kleine Friseurladen ist direkt bei meiner Unterkunft, nur ein paar Häuser weiter. Als ich hinkam sass der Friseur gerade und unterhielt sich mit einem Kunden oder einem Freund, auf jeden Fall hat er nichts zu tun. Und ich habe mich jetzt fast drei Wochen lang nicht mehr rasiert und so sieht das auch ein bisschen aus.
Also sprach ich kurz mit ihnen und zeigte ihm wo er meinen Bart ein bisschen sauber machen sollte und er machte sich dann sofort an die Arbeit. Er sprach sehr gutes Englisch, was ich hier bei vielen Leuten beobachtet habe und was natürlich meine Reise hier sehr viel einfacher macht. Er machte unten den Ansatz am Hals sauber, an den Wangen und brachte meinen Schnäuzer endlich mal wieder in Form.
Er war dann aber auch so im Fluss, dass er auch meine Haare kämmte, mir eine etwas andere Frisur verpasste und das Ganze dann mit Haarspray für ewig fixierte. Auf jeden Fall sieht der Bart jetzt wieder gut aus und für fünf Euro war das lächerlich billig.
Welcher Friseur in welchem Land ist der Beste?
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