Als erstes bin ich dann doch mal auf diese seltsame Schiff gegangen und habe es mir kurz angesehen. Es ist völlig verwahrlost und zerstört und hat wohl auch schon mal gebrannt. Es ist nicht abgesperrt, aber mit Sicherheit auch nicht mehr sehr stabil. In Deutschland wäre so etwas großflächig abgesperrt und wahrscheinlich auch bewacht.
Das Schiff ist riesig groß und geht über mehrere Etagen, aber alles ist sehr fragil. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, mal nach oben zu gehen und auch mal nach unten in den Keller zu steigen. Alles ist voll Splitter Müll und Schmutz. Trotzdem ein spannender lost Place.
Auf dem Weg weiter ins Zentrum gibt es wieder mehrere Denkmäler zu besichtigen. Im Prinzip stehen hier überall irgendwelche Figuren herum. Auf der Brücke, die der Kunst gewidmet ist, sind 36 Statuen und eine Brücke weiter auch noch einmal 32. Gegenüber an dem Ufer zähle ich auch noch einmal 18. Die haben mir wirklich ganze Arbeit geleistet.
Bei näherem hinsehen kann man aber auch erkennen, dass die Statuen, obwohl sie erst ein paar Jahre alt, schon stark verwittert sind.
Ein Stück weiter ist dann auch noch das andere Schiff, das ist aber noch in Betrieb und erhalten, obwohl es auch runtergekommen aussieht. Es ist ein Hotelschiff mit Restaurant.
Eigentlich wollte ich dann in das archäologische Museum gehen, aber so einfach geht das nicht. Ich war um 9:58 Uhr dort und das Museum eröffnet um zehn. Ich stand an der Kasse, um den Eintritt zu bezahlen und die Frau saß dahinter. Die Uhr ging auf 9:59 Uhr, und sie saß da und schaute einfach so in die Luft. Ich stand wie doof davor, habe kurz überlegt und bin dann gegangen. Vielleicht müssen die Menschen hier auch noch was lernen.
Die Stadt ist noch sehr leer, deutlich weniger Touristen als gestern, obwohl heute ja Samstag ist. Das Wetter ist unbeschreiblich. Jetzt um 10:00 Uhr ist es mir schon fast zu warm.
Eher zufällig komme ich an dem Mazedonien Gate vorbei. Es ist ein Triumphbogen, sowie Trump ihn haben will, und es sollte ihm zu denken geben, wenn so ein kleines Land wie Mazedonien so etwas schon vor ihm hat!
Danach bin ich dann in das Museum für den mazedonischen Widerstand gegangen.
Das Gebäude ist unglaublich schön, sehr groß und großzügig. In dem Museumsrundgang stehen unglaublich viele Wachsfiguren, die offensichtlich sehr naturgetreu den Originalen nachgebaut worden sind. Wie nicht anders zu erwarten, werden natürlich auch viele Waffen ausgestellt.
Durch die massive Anzahl von Wachsfiguren denkt man immer, dass da Menschen sind. Allerdings sind es sehr ruhige Menschen.
Die einzelnen Hallen (man kann kaum von Räumen sprechen) in dem Museum sind sehr groß und sehr hoch, und es ist wirklich unglaublich, welchen Aufwand man betrieben hat, statt die einzelnen Leuten mit Bildern gerecht zu werden, diese in Wachs abzubilden.
Das Ganze wird sehr liebevoll gemacht, sogar eine Szene mit einem Galgen, darum stehen Kinder, es sind Krähen da, ein Hund, es fehlt wirklich nichts.
Sehr früh wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass man hier nicht fotografieren darf. Das ist sehr schade, aber ich musste mich dann doch leider darüber hinweg setzen. Es ist doch nicht so schwierig, weil ich zwischendurch immer wieder Stichworte in mein Handy eingebe. Da komme ich eben manchmal aus Versehen auf den Auslöser.
Es sind Bewegungsmelder installiert, wenn man nahe an ein Exponat herangeht, dann fängt eine Erklärung an. Allerdings ist sie auf mazedonisch und so für mich nicht verständlich.
In den Balkankriegen war Mazedonien immer ein Spielball zwischen den Ottomanen und den Serben. Aber auch die Rumänen, Bulgaren und die Griechen hatten Interesse an dem Land. Man kann eben nicht in Frieden leben, wenn der Nachbar das nicht will.
Sehr schön ist auch die Nachstellung der Erschießung des Königs von Jugoslawien in einem Auto. Sie haben ein Auto aufgebaut, in dem Auto sitzt die Wachsfigur des Königs. Vor dem Auto steht dann der Attentäter, der die Pistole hinter einem Blumenstrauß verbirgt. Der Boden, über dem man geht, ist ein Glasboden, und darunter liegen unzählige Patronenhülsen.
Das Museum ist sehr verzweigt und der Weg geht manchmal eine Treppe hoch und auch wieder runter. Ich kann unmöglich abschätzen, wie viele Wachsfiguren hier sind, aber es sind unzählige.
Es ist einerseits die Darstellung der wichtigen Personen (davon gibt es viele) andererseits aber auch die Darstellung von Situationen. Mit den Wachsfiguren ist es sehr gespenstisch.
In der Zeit, unter Tito wuchs der Widerstand in Mazedonien und man wollte mehr Autonomie. Die Gemälde in der Ausstellung (davon gibt’s auch welche) haben oft die Größe von 4 × 4 m oder sogar noch mehr.
Alle Räume in dem Museum sind anders unterschiedlich hoch und unterschiedlich „dekoriert“.
Ein ungewöhnliches Museum. Eine unglaublich aufwändige Art, diese Geschichte zu erzählen. Ich will nicht sagen, dass es das beste Museum ist oder das schönste, aber sicherlich ist es das ungewöhnlichste Museum, in dem ich jemals gewesen bin.
Es gibt hier noch ein schönes, altes Aqueduct, und es gibt auch einen Zoo. Ich hätte schon Lust, beide zu besuchen, aber sie liegen eher am Stadtrand. Als ich dann auf Google die öffentlichen Verkehrsmittel checken, bekomme ich bei beiden die gleiche Auskunft: nächste Bahn fährt morgen früh so um kurz nach fünf. Offensichtlich fahren wir am Samstagen keine öffentlichen Verkehrsmittel. Auch sehr fremd.
Muss ich mir halt was Neues einfallen lassen, ich bin ja morgen noch hier dann kann ich mir vielleicht auch noch einen kleinen Zoo Besuch gönnen.
Als ich dann durch die Stadt spaziere, fährt mir fast ein Bus über die Füße. Und wenig später noch ein Bus. Was ist das? Google scheint hier wirklich überhaupt nicht zu funktionieren.
Ich suche mir den richtigen Bus raus und die Haltestelle ist auch nur ein paar Meter entfernt. Der 22 er kommt, ich steige ein und gehe zum Fahrer. Ich habe aber schon gesehen, dass die Leute hier alle eine Karte haben und die das Gerät halten. Offensichtlich muss man hier auch diese Prepaid-Karten haben, die ich natürlich nicht besitze.
Der Fahrer schüttelt dann auch erwartungsgemäß den Kopf und sagt nein. Mehr kann er allerdings auch nicht sagen. An der nächsten Haltestelle steige ich aus und überlege, was ich nun mache. Da ist ein kleines Büdchen, ich gehe rein und frage den Besitzer erst mal, ob er englisch spricht. Of course, antwortet er.
Ich fragte ihn dann, wie das hier mit der Straßenbahn funktioniert und mit dem Bussen, und er fragte zurück, wo ich denn hin wolle.
Zum Zoo, sagte ich.
Daraufhin lachte er sagt nein, da kannst du zu Fuß hingehen das ist nicht weit entfernt und außerdem ist das sehr gesund. Dann ging dann noch mit mir zusammen aus seinem Laden raus und wies mir den Weg.
Das war mal wieder ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Mazedonier. Sehr charmant!
Auf dem Weg komme ich an einem großen Park vorbei, der voller Menschen ist. Viele Familien sind hier mit ihren Kindern und auch junge Pärchen sind unterwegs und genießen die letzten freundlichen Herbsttage. So wie ich.
Jetzt kann man natürlich darüber nachdenken, wie schlau es ist, an einem Samstag, wo das Wetter auch noch einigermaßen schön ist, in den Zoo zu gehen. Der volle Park hätte mir eigentlich schon Warnung genug sein sollen, dann zeigte es sich, dass der Zoo noch voller war. Schon an der Kasse stand eine 20 m lange Schlange von Eltern mit sehr aufgeregten Kindern.
Aber klar, zoologische Gärten werden wohl in erster Linie für Kinder gemacht, weil die in der Regel nicht in der Lage sind, die Tiere in ihrem normalen Habitat zu besuchen. Aber es ist okay.
Ich bin darauf angewiesen, selbst zu erkennen, was für Tiere ich hier sehe. Die Beschreibung ist auf mazedonisch und zwar einmal in lateinischer Schreibweise und einmal in kyrillisch. Beide sind nicht so sehr, meine Stärke.
Unter anderem gibt es einen kleinen Dino Park, wo man Dinosaurier aufgebaut hat, von denen sich einige sogar ein bisschen bewegen. Für die Kinder ist es natürlich der Hammer!
Sonderlich gepflegt ist dieser Park nicht. Man sieht schon eine Menge Unrat auf dem Boden herumliegen. Die Gehege sind auch nicht mehr so zeitgemäß.
Was die arme, einsame Löwin hier macht, weiß ich nicht.
Auch der Adler macht keinen so glücklichen Eindruck, wohl aber die Krähen, die es irgendwie geschafft haben, in die große Voliere zu kommen und dem Adler das Futter weg zu fressen.
Intelligenz vor Stärke!
In dem Haus, in dem das Flusspferd, lebt, (kann man da von leben sprechen?) stinkt es entsetzlich und auch hier haben andere Tiere die Regie übernommen.
Tauben fliegen hier rein und raus und haben alles voll geschissen.
In einem Haus werden unter anderem sehr kleine (wahrscheinlich Tarsier, das sind winzige Affen, die ich auch mal auf den Philippinen gesehen habe) gezeigt. Der Lärm hier ist ohrenbetäubend. Nicht von den Äffchen, sondern von den vielen Kindern, die ihren Spaß haben. In anderen Zoos hab ich das öfter gesehen, dass in solchen engen Gebäuden ausdrücklich um Ruhe gebeten wird, um die Tiere nicht zu stressen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Tiere hier im Laufe der Zeit sehr stressresistent geworden sind. Oder sie sind gestorben.
Es ist ein interessantes Detail, dass die Tarsier (wenn das hier welche sind) tatsächlich die einzigen Tiere sind, die bei Stress Selbstmord begehen. Sie schlagen dann ihren Kopf so lange auf einen Stein bis es zu Ende geht. Aber das muss hier nicht zutreffen.
Ich kann mir richtig vorstellen, wie die Tiere hier auf ihre Armbanduhr gucken und hoffen, dass es endlich Feierabend wird.
Es gibt Bären und Dromedare, Ziegen, Schafe, Pferde und Esel. Auch ein Zebra und ein Strauß haben es hierher geschafft. Zootiere werden in der Regel älter als wild lebende Tiere, aber ob das in diesem Zoo wirklich ein Gewinn ist, wage ich zu bezweifeln.
Ich gehe sehr gerne in Zoologische Gärten und ich habe auch schon ein paar schlimme Tierparks gesehen. Der hier in Skopje gehört auch dazu. Aber für die Kinder ist es sicherlich eine gute Gelegenheit, einmal solche Tiere zu sehen und für die Eltern ist es ein schönes Samstags- oder Sonntagvergnügen.
Der Eintritt hat 80 Denar gekostet. Da sind so 1,20 in Euro. Das entspricht auch dem Gegenwert, den ich erhalten habe, also gibt es nichts zu meckern.
Einziger Punkt: da ich immer noch nicht klar weiß, wie man mit dem Bus fährt, muss ich jetzt das ganze Stück zurücklaufen. Auf dem Hinweg bin ich ja wenigstens eine Station schwarz mit dem Bus gefahren und dann von da aus zu Fuß gegangen aber das kommt jetzt noch obendrauf.
Normalerweise ist mir das egal, aber ich habe mir mit den anderen, leichten Schuhen, die Füße etwas wund gelaufen und bin momentan nicht so der Langstreckenwanderer. Ich will auf keinen Fall, dass es schlimmer wird, aber da muss ich jetzt durch.
Im Vorbeigehen sehe ich wieder einmal eine christliche Kirche, die im Stil einer großen Moschee gebaut ist. Seltsam.
Hier ist auch das Haus, in dem Mutter Teresa geehrt wird. Sie wurde 1910 hier in Skopje geboren.
Da der Mensch nicht nur von Luft und Kaffee leben kann, besorge ich mir auf dem Weg zurück ins Apartment noch einen „Saturn Burger“. Ich bin immer noch kein Burger-Freund, aber das war zu mindestens etwas kleines, was man zwischendurch mal eben essen kann.
Zum Schluss habe ich aber dann den Kurs noch mal gewechselt und bin zum Busbahnhof gegangen. Ich werde morgen von da aus in den Kosovo reisen, der Bus ist aber relativ spät, so dass ich vorher mein Gepäck dort deponieren will.
Jetzt weiß ich definitiv, dass das geht. Außerdem habe ich dort nach dem Airport-Shuttle gesucht, weil ich nach dem Kosovo ja wieder leider Gottes hierher zurückkehren muss, da ich vom Kosovo aus nicht nach Serbien einreisen kann. Deshalb fliege ich von Mazedonien aus. Auch diese Information habe ich jetzt und bin jetzt halbwegs gut gerüstet.
Apropos fußlahm: 12,4 km habe ich heute immerhin zurückgelegt.
12,4 Kilometer, das ist wirklich beeindruckend. Das Wachsfiguren-Museum ist sehr modern.
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