Oder, um es genauer zu beschreiben: zum Busbahnhof gehen, mit dem Bus nach Sarajevo zurückfahren, dort 1,5 km zur lokalen Bushaltestelle laufen, zum Airport fahren, nach Belgrad fliegen, dort 4 Stunden lang ‚rumlungern‘ und weiter nach Podgorica fliegen. Dort dann auskundschaften, wie ich zu meiner Unterkunft komme und dann dürften die meisten Restaurants (oder alle) geschlossen haben.
Ick freu mir!
Aber der Reihe nach. Ich habe wieder mal gut geschlafen und nach dem Frühstück gemütlich in Richtung Busterminal gelaufen. Der Himmel ist freundlich, aber die Temperatur liegt bei 8 Grad. Brrrr…
Ich bin im T-Shirt, aber sicherheitshalber liegt der Hoodie im Rucksack ganz oben! Es wird ein langer Tag. Ich denke, dass ich zwischen 21 und 22 Uhr in Podgorica sein werde. Also in ca. 14 Stunden!
Der Bus kam, ich stieg ein und wir zu zockelten los. Es war ein sehr futuristischer Bus, der in der oberen Etage eine riesige Panoramas-Scheibe hatte, durch die man gut hinaus sehen konnte. Das Wetter war schön und wir kamen auch gut voran. Das blieb so, bis wir in Sarajevo eintrafen. Hier wartete ein ziemlich kapitaler Stau auf uns.
Zentimeterweise kamen wir voran, und da ich die Strecke ein bisschen kannte, bat ich den Busfahrer, mich einfach rauszulassen. Von hier aus müsste ich eigentlich ganz gut mit der Straßenbahn zum Flughafen kommen. Aber der wollte nicht, er erzählte irgendwas von Polizei und so blieb ich in den Bus bis zum Terminal. Das hatte auch seine Vorzüge, weil die 2 Kaffee von heute Morgen sich meldeten.
Allerdings meldeten sich sie sich vergebens, die Toilette im Busbahnhof war kaputt. Also lief ich schnell rüber zum Bahnhof, aber mein Zeitpolster schmolz ein wenig dahin. Ich überlegte, mit dem Taxi zu fahren. Das sollte 15 Mark kosten, war also relativ billig. Nur: ich hatte keine 15 Mark. Ich hatte 7 Mark und einen fünf Euro Schein. Rechnerisch war das mehr als genug, aber würden sich die Taxifahrer drauf einlassen? Taten sie nicht. Sie wollten 15 € haben. Und das auch erst, nachdem sie merkten, dass mit 20 € nichts zu gewinnen war.
Also blieb mir nur ein circa 25-minütige Marsch zur Bushaltestelle, dann die Fahrt mit dem Bus und danach noch mal 1,6 km bis zum Flughafen. Zum Glück war es recht kühl und ich kam irgendwann mal am Flughafen an. Kalt war mir nicht! Als ich dann auf der Abflugtafel meinen Flug suchte, war ich verwirrt. Er war nicht zu sehen. Weiter unten, um 17:35 Uhr, da war noch ein Flug nach Belgrad, aber das war nicht meiner, oder? Ich schaute auf die Buchung, und die Flugnummer stimmte überein.
Mein Flug hatte Verspätung! Jetzt wurde ich doch ein wenig unruhig. Eigentlich sollte ich um kurz nach drei nach Belgrad fliegen und dann leider Gottes um 8:00 Uhr weiter nach Podgorica. Jetzt war der Flug auf 17:35 Uhr gerutscht. Und jetzt bin ich natürlich gespannt, ob die Umsteigezeit dann wirklich reicht und überhaupt ob auch dieser Flieger wenigstens pünktlich kommt. Beim einchecken wurde mir dann gesagt, man könnte mich nur bis Belgrad einchecken und ich müsste mir dann in Belgrad eine neue Bordkarte besorgen. Auch das war nichts, wo ich wirklich Spaß dran hatte. Ich sagte dann dem Mann hinter dem Tresen, das sei doch die gleiche Fluggesellschaft. Warum geht das nicht, direkt zwei Bordkarten auszudrucken? Er sagte dann, er würde es versuchen. Und: gute Nachricht: er schafft es.
Jetzt muss ich die Zeit, die ich eigentlich in Belgrad verbringen sollte, halt hier verbringen. Es gibt Schlimmeres!
Ich suchte mir dann einen Platz, wo ich mich gemütlich hinsetzen konnte, fand aber nur einen, auf dem ein Koffer lag. Ich fragte die Leute, die daneben saßen, ob sie den gleich mal runter nehmen könnten, verstand aber deren Antwort nicht. Nur so viel, dass sie das irgendwie nicht wollten.
Ich sagte dann okay und ging weiter. Dann sah ich aber, wie die Frau den Koffer runternahm und dann noch mal etwas zu mir sagt. Dann verstand ich: es war nicht Ihr Koffer.
Jetzt denkt vielleicht jeder unterschiedlich über herrenlose Koffer auf Flughäfen, aber ich mag sie eigentlich nicht. Ich überlegte dann hin und her, ging aber zu einem der Securities und sagte ihm das. Der war aber sehr entspannt, telefonierte noch etwas, aber man ließ den Koffer da stehen. Ich bin dann aber erst mal in eine andere Ecke des Flughafens gegangen, weil so ganz geheuer war mir die ganze Sache nicht. Manchmal kommen mir die Sicherheitsbestimmungen an deutschen Flughäfen etwas überzogen vor, aber es sollte vielleicht doch mal ein Mittelmaß geben.
Ich passierte die Security und suchte mir einen gemütlichen Platz. Interessanterweise zeigten hier oben die Tafeln noch den alten 15:20 Flug an. Spaßeshalber ging ich um 3 zum Gate und Überraschung: Da stand eine lange Schlange und die Flugnummer war meine. What the fuck….vorne stand ein asiatisches Pärchen und ich sprach sie an. Der Typ meinte: ja, das ist der verspätete Flug nach Belgrad.
Ich beschloss, es zu versuchen und pfuschte mich gnadenlos vor. Meine Bordkarte wurde akzeptiert und ich ging über das Rollfeld zu einer kleinen, 2-motorigen Propellermaschine. Nur 2 Plätze auf jeder Seite und los ging die Tour…
Ich kam tatsächlich nach Belgrad. Mit 7 Mark in der Tasche, die ich jetzt nie wieder los werde. Ich wollte mir eigentlich einen Kaffee holen, aber die Ereignisse haben mich irgendwie überrannt. Egal!
Jetzt darf ich hier 4 Stunden warten. Unglücklicherweise wird der Flughafen umgebaut und alle Shops und Restaurants haben zu. Aber wo Schatten ist, ist auch Licht. Es gibt einen Kaffeeautomaten, wo es für umgerechnet 2€ ein großes Schnapsglas voll Kaffee bekommt. Wow!
Egal. Ich warte jetzt hier und versuche, nicht mehr so viele Fishermans Friends zu essen….
Manchmal begegnen uns auf Reisen Dinge, die sich nicht erklären lassen – vielleicht haben wir einfach Glück.
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