Dienstag, 21. Oktober 2025

Dienstag 21.10.2025 Trip nach Kruja

Das reichhaltige Frühstück eröffnete wieder meinem Tag. So lasse ich es mir gefallen! Allerdings scheint das heute der letzte regenfreie Tag zu sein. Der Wetterbericht für hier aber auch für meine nächste Station sieht nicht so toll aus. Aber mal abwarten. Heute Vormittag will ich nach Kruja fahren. Eigentlich wollte ich ein Loblied auf den öffentlichen Nahverkehr hier singen, aber schon gestern Abend habe ich sehr lange auf dem Bus warten müssen und hatte immer den Verdacht, dass zwischendurch mehrere Busse ausgefallen sind. So auch heute, wobei in der morgendlichen Kühle das nicht ganz so angenehm ist, wenn man in weiser Voraussicht nur im T-Shirt rumläuft. Irgendwann brachte mich der Bus zum Terminal D. 





Das ist eigentlich ein ziemlich chaotischer Parkplatz, wo viele Busse stehen. Viele davon haben ein Schild vorne drin wo sie hinfahren so suchte ich eine Weile, bis ich meinen Bus gefunden habe. Es ist ein kleiner 16 Sitzer und es sollten eigentlich nur zehn Sitze sein. Aber mit etwas Mühe passen hier auch 16 Sitzplätze. Plus Gepäck. Mit anderen Worten, es ist schön eng.


Kruja ist die Geburtsstadt von Skanderbeg, der hiesige Nationalheld, der lange Zeit erbitterten Widerstand gegen die Ottomanen geleistet hat. Das ist zwar 500 Jahre her, aber er ist nicht vergessen. Der große, zentralen Platz in Tirana ist ja auch nach ihm benannt.


Zum Glück gehöre ich zu den 16 Gewinnern, die einen Sitzplatz haben. Spätestens ab der Stadtgrenze gibt es keinen Stehplatz mehr in dem kleinen Bus. Wir kommen noch durch 2-3 kleine Ortschaften. Dann geht es über eine ziemlich gerader Straße in Richtung Kruja. Interessanterweise reiht sich auf dieser Straße ein Möbelhaus an das andere.. Es müssten 50 oder 60 sein, unvorstellbar! Manche haben ein paar Möbel herausgestellt, da stehen Tisch und Stühle, Schränke und auch schon mal ein Sofa und im Hintergrund sind sehr schöne Berge. 


Am Straßenrand gibt es sehr viel Schmutz herum oder es gibt Plätze, wo ein paar Container stehen, die aber durch den umgebenden Abfall kaum noch zu sehen sind. Abfallbeseitigung ist ein Thema hier.










Und auch diese Fahrt geht irgendwann zu Ende. Der kleine Bus hält direkt vor einem kleinen Café , wo ich mich auf einen kleinen Stuhl setze und einen kleinen Kaffee trinke. Eins muss man in Albanern lassen: Kaffee können die! Sehr lecker!



Ein paar Schritte weiter bin ich auch schon an dem Basar. Vorbei an dem Volkshelden und dann geht eine schmale, wunderschöne kleine Gasse den Berg hinab. Das Pflaster besteht aus dicken sehr glatten Steinen und ist nicht so einfach zu laufen. Links und rechts gibt es Shops mit Souveniers. Es ist ziemlich gruselig, außer man findet dieses Zeug sehr schön. Aber trotzdem ist es toll, hier mal durch zu laufen.











Ich muss aber mal mit dem Meckern aufhören. Wenn ich so ein Dorf hätte mit so einem schönen Basar und einer Burg,  das Ganze auch schön in den Bergen gelegen: ich würde es auch touristisch ausschlachten. Und so genieße ich es jetzt einfach. Das Wetter ist wieder absolut göttlich, leichter Wind und wärmender Sonnenschein. Von der Burg aus hat man einen herrlichen Blick und ich lasse den einfach auf mich wirken. Ich hätte mir auch ganz gerne das Museum angesehen, aber die akzeptieren leider keine Kreditkarte. Ich bin doch etwas klamm mit Bargeld. 











Natürlich gibt es hier viele Touristen, aber ich höre ganz selten eine andere Sprache als Deutsch.

Man geht davon aus, dass die erste Festung hier circa 300 nach Christie entstanden ist und dann immer mal wieder ausgebaut wurde. Die jetzige Form stammt aus dem 15. Jahrhundert.









Es ist wirklich schön hier, und das Wetter hat natürlich einen gewaltigen Anteil daran. Ich nutze dann die Gelegenheit und trinke noch einen Cappuccino in einem kleinen Kaffee an der Straße.


Der Bus auf der Rückfahrt ist etwas größer und ich erwische auch noch einen Einzelplatz fast vorne. Hier kann man einigermaßen vernünftig sitzen. Als der Fahrer den Mercedes startet, kamen Erinnerungen an alte Tage zurück. Er musste tatsächlich noch vorglühen, das war früher bei allen Dieselfahrzeugen Pflicht. Wir haben das immer die Rudolf Diesel-Gedenkminute genannt. 


Von hier aus, wo ich sitze, kann ich auch das Armaturenbrett sehen und sehe dort zwei gelbe und eine rote Warnleuchte, die auch während der Fahrt leuchten. Ich denke, da ist ein wenig Wartungsstau bei diesem älteren Mercedes vorhanden. Die rote Leuchte ist vom ABS 🤨






Auf dem Weg von der Busstation zu meiner Unterkunft kam ich an einem kleinen Uhrmacher vorbei. Ich bat ihn, mal zu gucken, ob er meine Uhr vielleicht doch noch mal ans Laufen kriegt. Leider Gottes hatte der letzte Fachmann, den ich gefragt hatte, die Batterie rausgenommen, so dass dieser hier natürlich dachte ich habe den Fehler schnell gefunden. (Die Uhr hat 2 Uhrwerke und auch 2 Batterien)


Der Mann verstand nicht ein Wort Deutsch, aber mit der Übersetzungs-App konnte ich das Problem schildern. Er gab sich wirklich alle erdenkliche Mühe, machte alles sauber, und probierte immer wieder, die Uhr ans Laufen zu bringen. Dann machte er mir aufwändig klar, dass das Uhrwerk wohl versuchen würde, zu laufen, aber außer einem Zucken würde da nichts passieren. Schließlich gab er auf und auf meine Frage wollte er dann umgerechnet zwei Euro haben. Ich bedanke mich ganz herzlich bei ihm und er verabschiedete mich. (ich hatte ihm erklärt, dass ich aus Deutschland sei) mit einem „tschüss“.


Wieder in meiner Unterkunft machte ich mich nach einer kurzen Pause wieder auf den Weg. Ich wollte das House of Leaves besuchen.


Das House of Leaves war ganz früher mal eine Klinik wurde dann als Informationszentrum umgebaut und von der Geheimpolizei genutzt. Hier war also das Zentrum der Spitzeltätigkeit in Albanien. 

Jetzt wurden hier Spezialisten untergebracht, die geschriebene Post und Telefonate abhörten und die Bugs managten. 

Die Bugs waren winzige Geräte, die zu 100tausenden bei verdächtigen oder verdächtig erscheinenden Personen versteckt wurden, um die abzuhören. Die Daten wurden alle hier in dieses Haus empfangen, wurden hier gesichert und ausgewertet.








In einem anderen Raum werden unzählige Geräte ausgestellt, mit denen man visuell oder akustisch die Leute abgehört hat. Es sind viele deutsche Produkte dabei zu sehen, Qualität macht sich bezahlt. Interessanterweise gibt es auch eine Ausstellung von Werkzeugen, mit denen man Wände durchlöchert hat, um besser abhören oder spionieren zu können. 



Schließlich wird auch der Bug gezeigt. Ist ein kleines Gerät, dass hier hergestellt wurde und das unzählige Male zum Abhören benutzt wurde. 





Bei der Unterbringung des Bucks war man sehr kreativ.


Interessant ist auch ein Stadtplan des Zentrums von Tirana mit den entsprechenden Vorrichtungen, wo man Hotels, in denen Ausländer abstiegen und auch Botschaften anderer Staaten komplett verwanzt hatte.



Man kann auch viele Interviews mit Betroffenen sehen und hören, die auf Englisch übersetzt wurden. 


Hier wird z.B. über die Unterbringung in den Konzentrationslagern gesprochen, über die Ernährung und über die Gewalt, die vom Staat ausging.


Erschütternd sind auch zwei Fotos von einem und demselben Mann. Er wurde 1986 arrestiert und 1987 dann wegen Verbrechen gegen das Volk hingerichtet. 

Man erkennt ihn nicht mehr wieder!



Und hier habe ich dann auch erstmalig Geräte gesehen, mit denen man unbemerkt Briefe mit Dampf öffnen kann. Spannend! 



Im Außengelände gab es eine Falltür, und darunter verbirgt sich eine Treppe, die in den Untergrund führte. 

Sie mündete in einem langen Gang, von dem zwei Räume abgingen, und am Schluss war noch ein Schacht, wo man über eine Leiter nach oben klettern konnte, allerdings war oben ein Gitter drauf. 










Zum Glück war die tonnenschwere Eingangstür nicht mehr beweglich, so dass man hier nicht gefangen werden konnte. Leider ist nicht beschrieben für wen dieser Bunker war, aber gruselig war er allemal. 




Außerdem gab es noch zwei Gerätschaften, mit denen man ausprobieren konnte, wie einfach man Geräusche verstärken kann. Wenn man da an die Öffnungen sein Ohr hielt, wurden die Geräusche aus der Umwelt deutlich lauter. Jetzt kann man sich vorstellen, was mit den elektronischen Mitteln, die damals gut vorhanden waren, möglich war.

Gegenüber von dem Museum war dann eine große Moschee, die in ziemlich moderner Weise gebaut war. 







Ich war neugierig, bin nähergegangen und war dann aber sehr irritiert, als ich oben auf der Moschee ein Kreuz entdeckte. 

Wow! 

Das war gar keine Moschee, das war eine christliche Kirche. Es war die hiesige Kathedrale in einer wirklich außerordentlich kreativen Bauweise. Innen drin entpuppte es sich als orthodoxes Gotteshaus.



Abends war ich dann noch nett mit Maxim essen und morgen mache ich mich dann wieder auf den Weg.

1 Kommentar:

  1. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gemeine Volk damals in solchem Schrecken lebte.

    AntwortenLöschen

Sonnabend, 1.11.2025 Heimreise

Die Luft ist raus. Heute ist Reisetag und es geht wieder in Richtung Deutschland. Ich fliege gegen Mittag, also habe ich noch etwas Zeit. Ic...