Pristina ist mit seinen 150.000 Einwohnern die Hauptstadt des Landes und entspricht der Einwohnerzahl von Neuss. Die Stadt bestand aus Einwohnern aus Italien und aus westlichen Provinzen. Einst besaß sie eine Stadtmauer mit vielen Wehrtürmen.
Im 15. Jahrhundert gewannen die Osmanen Oberhand in dem Gebiet und der Islam hielt Einzug. Der Serbische Teil der Bevölkerung blieb orthodox, die Albaner wechselten mehrheitlich zum Islam. Im 19. Jahrhundert nahm die Macht der Osmanen ab und Serben und Albaner begannen, sich um die Vorherrschaft zu streiten.
Im ersten Weltkrieg war die Stadt durch Bulgaren besetzt, später durch österreichisch-ungarische Truppen und nach 1918 fiel sie an das Königreich Jugoslawien.
Im 2. Weltkrieg war Pristina Teil des italienisch besetzten Albanien, danach kamen die Deutschen.
1974 erhielt Pristina den Status einer Provinzhauptstadt der sozialistischen autonomen Provinz Kosovo, die zu Serbien gehörte.
Eine wechselvolle Geschichte.
Heute sind hier die wichtigsten Unternehmen des Landes beheimatet, es gibt eine Eisenbahn und ein gut ausgebautes Busnetz sowie einen Flughafen. Viele Schulen und eine Uni mit über 40.000 Studenten runden das Bild ab.
Gestern Abend kam dann noch meine Vermieterin vorbei und hat das Geld kassiert. Bei Gelegenheit habe ich sie gefragt, ob denn das Wasser hier trinkbar sei. Da schüttelte sie sofort den Kopf und sagt nein, nicht trinken. Ich frag sie dann, wie es mit Zähneputzen sei da wackelte sie so ein bisschen mit dem Kopf und sagte, ja, das kann man machen.
Mit „man“ meinte sie wahrscheinlich mich und nicht sich selber. Na gut, dann weiß ich Bescheid.
Erschreckenderweise sieht hier das Wasser deutlich besser aus (völlig normal), da möchte ich nicht wissen, was ich da heute Morgen in Pritzren in meinen Kaffee getan habe.
Ich hatte sie dann aber auch noch um Restaurant-Empfehlung gebeten und sie hat mir einen super schönes kosovarische Restaurant empfohlen, in dem ich dann einfach mal auf Verdacht ein Huhn a la Kosovo bestellt haben. Ein bisschen Abenteuer muss sein.
Es war unglaublich lecker! Hühnerfilet in einer Sauce, die schwer zu beschreiben ist. Ich sag mal Sahne, Senf, Käse Kräuter. Das ist weit entfernt von der Realität aber es ist der richtige Weg dahin. Aber primär wichtig ist, dass es schweinelecker war. Es ist ein etwas gehobenes Restaurant und eigentlich wollte ich sagen, seit ich in Mazedonien oder auch in Kosovo bin, habe ich nicht einmal die deutsche Sprache gehört, aber das muss ich revidieren, weil im Tisch vor mir und am Tisch neben mir Deutsch gesprochen wurde.
Aber vielleicht ist dieses Restaurant auch ein Magnet für Touristen hat es auf jeden Fall gut gefallen, obwohl ich eigentlich ungerne alleine in Restaurants gehen. Aber der Geschmack hat es rausgerissen.
Nachts hat es geregnet. Aber soweit ich es vom Fenster aus sehen kann, hat es aufgehört, es ist nur noch überall nass. Das duschen hat heute etwas länger gedauert, weil ich viel Zeit brauchte, um das ganze Haarspray, dass der Friseur mir gestern in die Haare gesprüht hat, wieder rauszukriegen. Aber es müsste jetzt alles wieder weg sein.
Ich habe mir heute Zeit gelassen, weil die Museen alle erst um zehn aufmachen und bin dann erst mal in den Basar gegangen. Er ist auch heute nicht sehr voll. Man sieht in einem Teil, dass hier früher auch mal Fleisch gehandelt wurde. Die alten Steintische sind noch da.
Weiter hinten auf dem Markt ist der ärmer Teil. Hier werden viele gebrauchte Sachen wie auf dem Flohmärkten bei uns verkauft, viel gebrauchte Kleidung, gebrauchte Schuhe und so weiter. Offensichtlich kommt es hier auch auf das Detail an: an einem Stand sehe ich ganz viele (gebrauchte) Einlegesohlen, die früher mal in Schuhen gesteckt haben. An einem anderen findet man ganz viele Gürtelschnallen. Offensichtlich findet man für so etwas noch Verwendung.
Interessanterweise sind die Händler über 90 % männlich, egal, welche Warengruppe es ist.
Nun wollte ich zu dem ethnologischen Museum gehen, das glücklicherweise auch ganz in der Nähe ist. Es war, sowie der Reiseführer es beschrieben hat, auch wirklich nicht so einfach zu finden, aber ich habe es geschafft. Es ist ein recht weitläufig Gelände mit einem Garten und mit schönen alten Häusern und alten Torbögen. Bereits dieser Eingang ist sehr schön. Was würde mich hier erwarten?
Etwas später erfuhr ich es: in der ganzen Nachbarschaft ist der Strom ausgefallen, deshalb können momentan keine Führungen durchgeführt werden, da alles sehr dunkel ist. Ich fragte dann, ob denn heute noch eine Besichtigung möglich sei, da lachte der freundliche Mann und sagte, das würde er sehr hoffen, weil die Heizungen würden auch nicht gehen.
Ich bin zwar mittlerweile im T-Shirt unterwegs, das liegt aber nur an der starken Sonneneinstrahlung, ansonsten sind es vielleicht 12°.
Ich bin dann wieder in das Café von gestern gegangen, das mitten auf dem Markt ist. Heute war es voll und ich erwischte den letzten freien Tisch. Dann kam ein sehr zahnloser Mann und fragte mit Gesten und auch mit Worten irgendwas, aber ich denke, er wollte sich zu mir setzen.
Wir saßen kaum, da bot er mir eine Zigarette an. Ich bedanke mich und sagte, dass ich nur ein Tourist wäre, dass ich nicht rauchen wollte. Ich Begriff sofort, dass dieser Mann kein Englisch sprach, und sagte dann, um wenigstens etwas Konversation zu machen, dass ich aus Germany sei. Das Wort kannte er offensichtlich. Wenig später stieß er mich von der Seite an, zeigt auf seine Zigarette und fragte mit Gesten, ob das okay sei, wenn er hier raucht.
Ich sagte ja, alles klar kein Problem. Aber dann stand er doch auf und ging zum Nebentisch, setzen sich dorthin und zeigte mir einen Daumen hoch. Sehr rücksichtsvoll.
Ich habe immer noch leichte Probleme mit meinen Füßen. Deshalb bin ich noch mal über den Basar gegangen, um dort vielleicht irgendwo Einlegesohlen zu finden, um zu checken, ob das besser funktioniert.
Nachdem ich noch mal kreuz und quer da durch gegangen bin, fand ich tatsächlich einen Händler, der so etwas (neu, original verpackt) hatte. Ich habe sie direkt ausprobiert, und ja, es ist etwas besser.
Danach hielt es für eine gute Idee, eine Kleinigkeit zu essen. Ich hatte schon vorher auch wieder auf dem Basar eine kleine Kebapstube entdeckt und sie zu meinem Ziel erklärt. Es gab vier kleine Fleischkugeln (Kebab), dazu einen sehr frischen, einfachen Salat und etwas Brot. Genau das richtige für eine kurze Pause.
Mein Besuch gilt nun dem Museum für die politischen Gefangenen in Pristina. Es ist direkt neben der heutigen Polizeidienststelle und war wahrscheinlich früher auch Teil davon.
Das Museum ist in einem alten Gefängnis untergebracht, in dem die politischen Gefangenen damals inhaftiert waren. Es gibt hier 70 Zellen, die vor dem Eintreffen der KFOR keine Toiletten hatten und in denen auf engem Raum bis zu 20 Leute untergebracht waren. Unvorstellbar!
Später haben in diesen Zellen acht Leute vegetiert, dann aber mit Toiletten. Alles ist sehr eng, sehr klein, sehr dunkel. Die Gefangenen durften einmal am Tag in einem winzigen Hof und mussten da mit gesenktem Kopf und ohne zu sprechen eine Viertelstunde im Kreis gehen.
Die Gefangenen kamen alle aus Albanien, und es waren circa zehn Frauen, der Rest war Männer.
Einmal hat es einen Ausbruch gegeben, die Mutter eines der Gefangenen hatte in einem Joghurttopf eine kleine Säge eingeschmuggelt. Der Gefangene hat dann sieben Monate gebraucht, um immer, wenn es regnete (um die Geräusche zu dämpfen), sein Fenstergitter durchzusägen. Zwei der Insassen sind damals geflohen, aber nur einer hat es geschafft. Der andere wurde schwer gefoltert und später für neun Jahre nach Sibirien gebracht.
Es ist ein furchtbarer Ort, aber welches Gefängnis ist schon einen freundlicher Ort? Die Informationen habe ich von einer sehr jungen Frau, die mich ganz alleine im perfektem Englisch Treppauf und Treppab durch das Gefängnis geführt hat. Hochinteressant!
Ein Stückchen weiter ist das Newborn Denkmal. Es ist das Wahrzeichen für die Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien. Direkt dahinter ist ein kleines Café, und da die Sonne gerade so herrlich schien, habe ich die Gelegenheit ergriffen mir noch einen leckeren türkischen Kaffee einzuwerfen. Hoffentlich kann ich heute Nacht schlafen!
Der Kellner in dem Café entpuppt sich als Deutschen-Freund. Er hat Sprachkurse gemacht bis B2 und wollte als Krankenpfleger in Deutschland arbeiten. Aber dann wurde die Grammatik so schwierig, dass er die Motivation verloren hat. Schade, ich glaube, solche Leute können wir gut gebrauchen und das, was wir auf Deutsch besprochen haben, war eigentlich sehr gut. Auch wieder eine interessante Begegnung.
Zufällig hatte ich im Reiseführer gelesen, dass es hier auch einen Zug gibt, der nach Skopje fährt. Ich habe zwar schon Tickets für den Bus morgen früh, aber einerseits waren die so teuer nicht, andererseits liebe ich Zugfahren, solange es nicht in Deutschland ist.
Der Beschreibung nach fährt der Zug bis zur Grenze, da muss man dann umsteigen in einen Zug aus Mazedonien und mit dem geht es dann weiter bis zu dem Zentralbahnhof, der identisch ist mit dem Busbahnhof. Das würde also passen!
Zwar fährt der Zug schon sehr früh(kurz nach sieben) aber das könnte man sich ja überlegen. Ich müsste nur rauskriegen, wie ich das mazedonische Ticket bezahlen kann, da ich kein mazedonisches Geld mehr habe und angesichts der sieben Euro Umtauschgebühr auch nicht motiviert bin, mir noch etwas zu holen.
Also spazierte ich bei dem schönen Wetter zu dem Bahnhof, bloß, als ich den dann sah, verließ mich der Mut.
Und wie sagt man so schön: what you see is what you get. Der eher nach einer Ruine aussehende Bahnhof war tot, an den Gleisen konnte man zwar sehen, dass dort Züge verkehren, aber bei den ausgehängten Fahrplänen stand auch nichts von einem Zug nach Skopje. Da ich da aber meinen Flug kriegen muss, wollte ich kein Risiko eingehen und verwarf in Gedanken. Schade!
Dann machte ich meinen zweiten Versuch bei dem ethnographischen Museum.
Es ist ein Grundstück, das von einer Mauer umgeben ist und in dem insgesamt vier Gebäude stehen. Dazwischen ist ein kleiner Park mit Bäumen.
Das Haupthaus stammt aus dem 18. Jahrhundert sowie auch die ganzen anderen Gebäude hier. Es war der Besitz einer sehr reichen Familie.
Eines der Häuser kann man auch von innen besichtigen. Aber schon von außen fällt es auf mit geschnitzten Fenstern und einer kleinen Terrasse.
Ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich in eine andere Zeit reise. Hier die Reisebeschreibung:
Man betritt das Haus durch die Küche. Hier ist eine primitive Feuerstelle zum Kochen (ein Behälter hängt an einer Kette in das Feuer darunter), hier sind auch die ganzen Gerätschaften und es gibt ein paar sehr niedrige Stühle und einen Tisch an dem man essen kann.
Von dort aus führt eine alte Holztreppe nach oben vorbei an einer anderen Feuerstelle. Es stellt sich heraus, dass diese Feuerstelle zur Küche hin offen ist, sich aber in den anderen Räumen als Ofen darstellt. Es ist also ein frühes Zentralheizungssystem.
Der erste Raum, den man betritt, ist ein Schlafzimmer mit einem primitiven Bett und zwei Kinderwiegen. Die Tür ist circa 1,60 oder 1,70 hoch und man muss sich schon ordentlich bücken, wenn man dadurch will.
Die nächste Tür, offensichtlich zum Wohnzimmer, ist mit Fell bespannt. Im Schlafzimmer wie auch im Wohnzimmer liegen Teppiche und im Wohnzimmer gibt es eine Ecke, wo man sehr gemütlich sitzen kann.
Der ganze Raum hat „Einbaumöbel“, die sehr liebevoll geschnitzt sind. Es werden ein paar Trachten aus der Zeit gezeigt und es gibt auch eine alte Uhr.
In diesem Zimmer gibt es insgesamt fünf Fenster, die es schön hell machen. Sie sind aber alle mit Schlagläden versehen, so dass man im Winter die Wärme drinnen halten kann.
Neben dem Wohnzimmer gibt es auch noch eine primitive Dusche. Die Toilette war außerhalb.
Eigentlich besteht das Museum aus zwei Gebäuden, das zweite Gebäude wird aber gerade restauriert wieder neu aufgebaut. In dem Gebäude am Eingang waren unten die Tiere untergebracht und oben die Bediensteten.
Es ist eigentlich kein Museum, (nichts ist beschrieben) sondern eher ein 300 Jahre altes Haus aus dem Kosovo. Aber vielleicht ist es gerade dieses formlose, was es attraktiv macht. Der junge Mann, der mich morgens wegen des Stromausfalls weggeschickt hatte, hatte mich hier in Empfang genommen und wir haben uns auch noch nicht unterhalten. Auch das hat mir gut gefallen! Vielleicht, weil es etwas war, was nicht in eine dunkle Vergangenheit gedeutet hat. So etwas findet man hier selten.
Falls sich jemand fragt, warum ich vom Kosovo aus nicht direkt nach Belgrad fahren sondern erst wieder nach Mazedonien zurück, hier ist die Antwort:
Ich gehe ja immer vor meinen Reisen in irgendwelche Reiseforen, weil man da immer viele Tipps und Ratschläge erhält. Und auch dieses Mal habe ich hier von Problemen gehört bei dem passieren der Kosovarischen / Serbischen Grenze. Als ich wieder mal auf einen ähnlichen Beitrag stieß, fragte ich den Verfasser direkt. Seine Antwort war klar. Vom Kosovo aus kommt man nicht über die Grenze nach Serbien, wenn man vorher in Albanien war. Verstehe das, wer will. Der Typ riet mir, vom Kosovo aus nach Mazedonien zurückzureisen und dann von da aus nach Serbien einzureisen - das sollte klappen. Scheint ein kompliziertes Verhältnis zu sein. Aber klar: Die Serben sehen den Kosovo als ihr Gebiet an.
Ich habe daher beschlossen, vom Kosovo zurück nach Skopje zu gehen und dann von da aus zu fliegen.
Mehrere Museen, die dieses Mal besucht wurden, waren etwas grausam.
AntwortenLöschen