Um 5:45 Uhr schellt der Wecker. Heute muss alles etwas schneller gehen, aber ich komme trotzdem dazu, ein wenig Zeitung zu lesen. Dann gehe ich durch die frische, kühle Morgenluft in Richtung Busterminal. Es hat nachts wohl geregnet, aber jetzt ist es trocken. Viele Cafés haben trotz der frühen Morgenstunde schon auf und es sitzen auch überwiegend Männer darin und trinken Kaffee.
Eine halbe Stunde dauert der Frühsport, dann bin ich am Terminal. Der Bus nach Tirana steht schon da. Ich erwische tatsächlich den vorletzten Platz. Die zwei Mädchen, die nach mir kommen, stehen.
2 Stunden können lang werden.
Wir kamen dann doch recht zügig nach Tirana, dann musste ich mir in einer sehr komplexen Kreuzung die richtige Busstation raussuchen. Komischerweise antworten die Leute nicht, wenn man sagt, man sucht die Buslinie 8. Erst wenn man sagt, wo man hin will, weisen Sie einem den Weg. Hier war es etwas schwierig, weil ich den Umsteigebahnhof nicht wusste. Aber ich habe die Haltestelle tatsächlich gefunden.
Dann ging es durch den gruseligen Morgenverkehr erst mal ins Zentrum, dann musste ich umsteigen und der Bus brach mich dann tatsächlich zu dem sehr großen und modernen östlichen Busterminal.
Und hier war dann das Glück mit mir: ich bin vielleicht 20 m die verschiedenen Reisebüros entlang gelaufen, als eine Frau mich fragte, wohin? und ich sagte Ohrid! Sie sagte dann: komm rein.
Kurz darauf hatte ich mein Ticket um 20 Minuten später fuhr der Bus auch schon los. Das hat ja besser geklappt, als ich gedacht hatte.
Das Wetter ist schön und mit einem kleinen Minibus fahren wir in Richtung Grenze. Es geht in die Berge, und die Landschaft ist eigentlich ganz schön, leider sind die Fenster sehr schmutzig, dass man keine Fotos machen kann. Es gibt hier auch interessante, sehr lange Straßenbaustellen, für die man eigentlich einen Geländewagen brauchen würde, aber unser tapferer Bus kämpfte sich da durch.
Irgendwann überquerten wir die kleine Grenze nach Nord-Mazedonien und hier wirkt alles schon sehr viel herbstlicher. Die Bäume verfärben sich, es gibt grüne gelbe und rote Blätter und alles sieht wunderschön aus. Von der Grenze aus ist es nicht mehr weit.
Den See haben wir schon gesehen, jetzt müssen wir nur noch einmal halb rumfahren auf die Nordseite. Dort liegt der Ort Ohrid. Vor mir im Bus sitzt eine Japanerin. Sie ist ziemlich aufgeregt, weil sie keinen Stempel von Mazedonien bekommen hat. An der Grenze sind wir nur an der albanischen Grenze gewesen und sind ausgereist, und einen Einreisestempel haben wir nicht bekommen. Sie will von hier aus wieder nach Hause fliegen und hat natürlich Angst, dass es Probleme bei der Ausreise gibt.
Ich hoffe mal, dass bei mir auch alles gut geht aber ich denke schon. Das erinnert mich ein wenig an Paraguay, wo mir auch ein Stempel gefehlt hat und ich deshalb Ärger gekriegt hatte. Was ich für Stempel bekommen habe, kann ich gar nicht sagen.
Mein Pass ist schon ziemlich voll und meistens sind die Zöllner zu faul, nach hinten zu blättern und knallen den Stempel einfach sehr unleserlich irgendwo dazwischen. Schade. So wird der Pass nie voll.
Der Fahrer fährt sehr vorsichtig und langsam, und schnell wird mir auch klar, warum: auf der Strecke habe ich allein zwei Geschwindigkeitskontrollen gesehen, und eventuell hat er sogar noch mehr gesehen. Zwischendurch haben wir einen Fahrerwechsel und ich kann sehen, dass die Fahrer irgendeine ID-Karte in ein Gerät hier im Auto stecken, offensichtlich eindeutig, wer das Auto fährt. Ich schlecht..
Vom Busbahnhof ist es ein ordentliches Stück, bis ich in die Innenstadt von Ohrid komme. Der Anfang ist ziemlich ernüchternd, offensichtlich eine kleine, mazedonischen Stadt. Dann kommt ein großer Kreisverkehr und hinter dem großen Kreisverkehr.
Wow!
Die Altstadt.
Sie ist nicht so alt wie Kotor oder Mostar, aber auch mit diesen kleinen Gassen und vielen Restaurants und sie ist wunderschön. Es sind viele Leute unterwegs, und ich kann nicht sehen, ob es Touristen sind oder einfach Leute die Zeit haben.
Und dann ist da natürlich auch noch der See, leider etwas im Dunst, die Berge im Hintergrund sind kaum noch zu sehen, aber ja, er scheint groß zu sein. Er liegt sehr ruhig da und ein paar Enten dösen auf dem Wasser. Möwen fliegen durch die Luft und kreischen ein wenig, und ich muss sagen, wunderschön!
Viele der kleinen Gassen sind überbaut, d.h. man muss durch einen kleinen Tunnel gehen, wenn man in die Straße weiter erfolgen will.
Es ist erstaunlich, wie groß diese Altstadt ist, nur sehr schade, dass es doch immer wieder recht steilbergauf geht.
Wenn man lange genug bergauf gegangen ist, kommt man zu einem alten Theater, dass ein bisschen an die Kampf-Arena von gestern erinnert, aber sehr viel kleiner ist. Es wird auch heute noch für Aufführungen benutzt.
Es ist ein griechisches Amphitheater und wurde um 200 v. Chr. Geburt errichtet.
Ich lasse es mir natürlich nicht nehmen, zu dem in der Karte ausgewiesenen Viewpoint zu gehen, wohl wissend, dass Aussichtspunkte gerne auf einem Berg sind.
Es gibt verdammt viele Treppen hier! An dem View Point ist dann auch die Kirche der heiligen Maria aus dem 13. Jahrhundert. Ein sehr schönes Gebäude! Direkt neben der Kirche steht auch ein alter Baum. Nach einer Tafel, die davor steht zu urteilen, wurde er am 6. April 1886 gepflanzt und hat sich seitdem ganz brauchbar entwickelt.
Unten am Meer gibt es auch so einen alten, geschützten Baum.
Bekannt wurde das Land auch durch den Namensstreit mir dem griechischen Nachbarn. Der wollte nicht den Namen Mazedonien akzeptieren, sondern forderte, das das Land fortan Nordmazedonien heißen sollte. Grund dafür: Aus dem Namen Mazedonien könnten sich Gebietsansprüche gegenüber der griechischen Provinz Makedonien ableiten. Griechenland arbeitet hier mit einer Erpressung: Wenn die Nachbarn den Namen Nordmazedonien akzeptieren, wollte Griechenland den Beitritt zur EU nicht länger blockieren. Cool. Bemerkenswert ist auch, dass die Bewohner Mazedonier genannt werden.
Wie immer gehe ich zur Vorbereitung einer Reise in Reiseforen. Besonders ergiebig sind tatsächlich die entsprechenden Foren auf Facebook. Hier stand aber in den Gruppenregeln, dass man bei Posts in dem Forum NIE den Namen Nordmazedonien benutzen dürfe, sondern immer nur Mazedonien.
Kompliziert!
Mit 1,8 Millionen Einwohnern ist das ein ziemlich kleines Land.
Eine Besonderheit hier ist der Ohridsee. Es ist einer der ältesten Seen der Erde und wird gerne mit dem Baikal verglichen. Interessant ist auch, dass der Aal von der Sargassosee bis hierher schwimmt, dann ca. 10 Jahre hier verbringt, bevor er wieder in den Atlantik zurückkehrt.
Der Ohridsee liegt an der Grenze zwischen Nordmazedonien und Albanien. Etwa zwei Drittel seiner Fläche gehören zu Nordmazedonien, der Rest zu Albanien.
Alter:
Der Ohridsee ist schätzungsweise zwischen 2 und 5 Millionen Jahre alt. Damit zählt er zu den wenigen „alten Seen“ (ähnlich wie der Baikalsee oder der Tanganjikasee).
Er ist mit einer maximalen Tiefe von rund 288 Metern der tiefste See auf der Balkanhalbinsel und die Sichttiefe kann bis zu 20 Meter betragen. Das liegt an der geringen Nährstoffkonzentration und der stabilen Schichtung des Sees.
Über 200 endemische Tierarten leben im hier – darunter die berühmte Ohridforelle (Salmo letnica), die nur hier vorkommt.
Die Stadt Ohrid war im Mittelalter ein wichtiges Zentrum slawischer Kultur und Schrift. Hier wirkten Kyrill und Method, deren Schüler das Kyrillische Alphabet entwickelten.
Die Lebenserwartung hier ist nicht berauschend. Frauen werden 76 Jahre alt, Männer 72.
Man kann hier eines der größten christlichen Kreuze bewundern. Das Milleniumskreuz auf dem Berg Vodno ist mit 66m höher als das in Rio de Janeiro.
Die Stadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, sowohl wegen ihrer historischen Altstadt als auch wegen des Sees.
Ohrid wird oft als „Jerusalem des Balkans“ bezeichnet, da es einst über 300 Kirchen und Klöster gab.
Bekannt sind die Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo und das antike Theater aus hellenistischer Zeit.
Ja, ich bin ziemlich begeistert von Ohrid. Eigentlich auch von Mazedonien. Die Berge, die herbstlichen Wälder, das alles ist sehr lieblich. Wenn man dann hier an diesem riesigen See ist und die Sonne scheint, macht das definitiv gute Laune.
Du wirst immer von Glück begleitet und kannst Gefahren meistern.
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