Samstag, 11. Oktober 2025

Samstag 11.10.2025 immer noch Sarajevo

Heute habe ich den Tag gemütlich angefangen. Es ist heute trocken, aber recht kühl. 9°, also kein T-Shirt Wetter. Ich bin erst einmal so ziemlich ohne Ziel durch die Stadt gelaufen. Das mache ich eigentlich ganz gerne, um die Atmosphäre aufzunehmen. 









Nachdem ich eine Weile gegangen bin, kam ich zu einem kleinen, netten Markt. Meine Aufmerksamkeit dabei erregten kleine, ich nenne es mal Früchte, die auf dünnen Kordeln aufgereiht waren. Eine freundliche Verkäuferin erklärte mir dann in brüchigen Englisch, das sei Okra. Ein Gewürz, dass man zu vielen Gerichten benutzt.



Dann bin ich natürlich in diesen Fleischmarkt gegangen mit den leckeren, getrockneten Fleischstücken und habe mir mal drei kleine Scheiben abschneiden lassen. Traumhaft! Sehr zart und sehr würzig. So kann der Tag beginnen. Wie auch gestern sind heute wieder viele Asiaten in der Stadt und eines haben sie gemeinsam: sie sind alle sehr aufgeregt.



Ich kann an einer Shopping Mall vorbei und sah, dass in der Eingangsschleuse eine kleine Katze saß. Da war eine Glastür die automatisch aufging, dann ein kleiner Raum, wo die Katze saß und dann eine weitere Glastür, wo es dann zur Rolltreppe ging. Ich dachte, ich gehe mal auf die Glastür zu, um sie zu öffnen, damit die Katze hinaus kann. 

Fehlanzeige, sie war freiwillig hier. 

Und zu Recht, hier war es doch etwas wärmer als draußen und wenn sie weiter reinginge, wäre da die gefährliche Rolltreppe oder vielleicht auch Menschen, die sie verjagen würden. Es war tatsächlich ein guter Platz. 





Später komme ich an einer sehr großen Skulptur vorbei, die ich gestern schon aus der Ferne gesehen hatte. Sie heißt Zvjezdani Put und steht hier, wie ich meine, einigermaßen fehl am Platz auf einem Platz für Skater.






Nach einiger Zeit erreichte ich das Nationalmuseum. Am Anfang des Rundgangs empfängt mich wie üblich die Urzeit, mit ersten Versuchen von Keramik, Stein und Metallwerkzeugen. Auch hier gibt es wieder sehr lange schriftliche Erklärungen, die etwas mühsam zu lesen sind. 







Aber so erfahre ich zu mindestens, dass circa 4000 vor Christi Geburt sich die Leute hier mit der Herstellung von Alkohol (Wein und Bier) und auch im Rahmen von Schamanismus mit der Herstellung von Opiaten aus Mohn befasst haben.



Sehr interessant ist auch ein Grab, in dem zwei Personen (wahrscheinlich ein Ehepaar) miteinander begraben liegen. Sie liegen in unterschiedlichen Richtungen. Der Mann hat offensichtlich den Kopf nach rechts oben die Frau den Kopf nach links unten. 

Erkennbar sind die Geschlechter an den Grabbeigaben. Datiert wird das Grab auf die Bronzezeit, in dieser Periode wurden solche Begräbnisse durchgeführt, aber auch Verbrennungen und Beisetzung in Urnen.

Die Urnen hier waren nicht aus Keramik, sondern sie wurden aus Stein gemeisselt, auch eine Besonderheit in dieser Gegend.


Was mir sehr gut gefallen hat, ist auf jeden Fall die Architektur des Gebäudes und die erstaunliche Großzügigkeit, mit der hier die einzelnen Vitrine aufgestellt sind.

In der nächsten Abteilung werden Steinmetzarbeiten und auch viele Grabsteine ausgestellt. Dankenswerterweise wurden die Inschriften übersetzt und das wiederum fand ich sehr spannend.






Das hier das wohl interessanteste Stück hier ist die Sarajevo Haggadah. Das ist ein reich illustriertes Manuskript für die jüdische Gemeinde. 1492 nach Sarajevo gebracht, es entstand aber Mitte des 14. Jahrhunderts in Spanien. 



Es gibt einen speziellen Raum, in dem das Buch aufbewahrt wird, aber der ist nur im Zusammenhang mit privaten Führungen zugänglich. Ich frage mich aber, warum ein Museum solche Exponate vor dem normalen Publikum versteckt.


Und noch eine kleine Bemerkung am Rande. Natürlich spreche ich kein kroatisch. Ich habe mir dieses Mal noch nicht mal die Mühe gemacht, so ein paar Basis-Worte wie „guten Tag“, „auf Wiedersehen“,  „ja / nein“, „danke“ oder so zu lernen, da ich ja auf dieser Reise durch mehrere Sprachräume komme und das war mir einfach zu aufwändig. Was bleibt? Entweder Deutsch (erstaunlich viele Leute hier können ein paar Worte Deutsch) oder Englisch. 


Mit Englisch kommt man hier sehr gut klar, weil manche Leute ein paar Brocken Englisch können, andere sprechen es sehr gut. Wenn ich aber nicht nachdenke, sondern einfach nur reagiere, spreche ich hier oft Spanisch. 

Ein „Gracias“ oder ein „por favor“ und ein „Buenos Dias“ gehen mir sehr leicht von den Lippen. Das war schon mit Daggi vor ein paar Wochen in Griechenland so. Ich fürchte, ich muss mich mehr konzentrieren. 

Sehr konsequent bin ich übrigens beim Bezahlen mit Karte: „con tarjeta, por favor“. 

Das sitzt sehr tief! 


In der Naturkundlichen Abteilung stoße ich schnell auf einen großen Hai. Der Beschreibung nach ist der Hai, nach dem diese Nachbildung erstellt wurde, 1954 in der Nähe von Senj in Kroatien gefangen worden. Interessant zu lesen. 






Da war ich früher mal in Urlaub! Ich war auch mal 40 / 50 km entfernt von Senj mit meinen Eltern an einem Campingplatz , und da war eine Bucht. Die war damals auch mit einem Hainetz abgeriegelt.


Der nach gebildete Hai wurde sehr spektakulär, am Bug eines versunkenen Schiffes dargestellt. Am Heck gab es dann auch noch das Gerippe eines Wals. Fantasie haben die hier!


Aber das ist es, was ich an diesen teilweise sehr alten Naturkundemuseen sehr mag. Vieles ist improvisiert und manches sieht auch einfach falsch aus, aber es regt durchaus die Fantasie an.


Am meisten begeistert bin ich aber doch von dem neoklassischen Gebäude mit seinen hohen Räumen (vom Erdgeschoss bis in den ersten Stock sind es 45 Stufen) und den als Fenstern ausgebildeten Decken im oberen Geschoss, dass viel Licht in die Räume lässt.






Es sind überwiegend alte, hölzerne Vitrinen, hinter denen die einzelnen Exponate ausgestellt werden. Von diesem Vitrinen stehen unzählige in der Abteilung für Insekten oder auch in der für Mineralien.

Ganz interessant war auch ein Teil des Museums, in dem das Leben während der Zeit, als die Türken hier waren, dargestellt wurde. Man lernt etwas über den Wohnstil, aber auch über Kleidung und Einrichtung der Räume. In einem Raum wird dargestellt, wie die Männer hier zu Gericht gesessen haben. In einem anderen Zimmer sieht man den Hausherr und seine reich geschmückte Braut sitzen.






Während die bosnischen Muslima ihre Haare nicht offen zeigten, sondern oft mit einem Hut bedeckten, waren die aus der Türkei kommenden Frauen dann deutlich stärker verhüllt.


Zum Schluss hab ich mir noch einen Kaffee gezogen und mich wenigstens mal einen Moment hingesetzt. Anstrengend, so ein Museumsbesuch und dieses Museum mit seinen insgesamt drei zugänglichen Gebäuden war ziemlich groß. Aber ich denke, ich habe einen ganz guten Einblick in das Land und in die Geschichte bekommen.



Auf dem Rückweg (die Füße tat mir jetzt wirklich weh) bin ich dann noch in einen foodcourt gegangen und habe mir da einen ziemlich gewaltigen Döner gegönnt. Das ist sonst nicht so meine Leibspeise, aber ich muss sagen, er war sehr lecker.


Für den Weg zurück in die Altstadt habe ich dann mal die Straßenbahn ausprobiert. Ich hatte gestern schon mal versucht in die Bahn hinein zu schauen, aber der Fahrer sitzt in einer geschlossenen Kabine, so dass ich davon ausging, dass man nicht bar bezahlen kann. 

Heute sah ich aber zufällig, wie jemand einstieg und durch ein kleines Fensterchen den Fahrpreis entrichtet. Also doch! Die Bahn fährt wirklich fast bis bei mir vor die Haustür, so konnte ich mir die 5 km zurück sparen. Mit umgerechnet 1,20 € Standardpreis für die Innenstadt ist die Bahn hier auch unschlagbar billig.

Nach einer kurzen Pause bin ich dann wieder zurück in die Stadt und wollte in einer Kunstausstellung. Die Ausstellung bewegt sich auch rund um den Krieg hier in Sarajevo und hätte mich interessiert, aber mit 17 € umgerechnet Eintrittspreis haben die mich dann doch etwas erschreckt. Einen Teil dieser Summe(2,50 €) habe ich dann lieber in einem netten Café investiert.








Leider habe ich ein Problem mit den Schuhen. Es sind Trekking-Schuhe, die ich mir eigentlich für meine letzte Reise gekauft hatte. Aber ich bekam sie erst zwei Wochen vor der Reise und habe schnell gemerkt, dass sie erst einlaufen muss. Das habe ich in der Zwischenzeit getan und habe sie dieses Mal mitgenommen, vor allem, weil sie wasserdicht sind und auch im Regen getragen werden können. 


Aber jetzt zeigt sich, dass sie nicht sehr angenehm zu tragen sind. Sie rollen nicht so weich ab, und selbst nach 5 oder 6 km merke ich, dass die Füße schmerzen. Es ist nicht schlimm, aber auch nicht angenehm. Ich habe noch andere Schuhe dabei, aber die sind wirklich nur für sehr schönes Wetter gedacht und werden üblicherweise ohne Socken getragen. Mal sehen, wie sich das entwickelt!

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